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Wissen, das zählt.


MUNZINGER Sport

Juliane Schenk

deutsche Badmintonspielerin
Geburtstag: 26. November 1982 Krefeld
Klassifikation: Badminton
Nation: Deutschland - Bundesrepublik
Erfolge/Funktion: WM-Dritte, Einzel 2011
Team-Europameisterin 2012 und 2013
Siegerin Super-Series-Turnier Singapur Open 2012
mehrf. deutsche Meisterin im Einzel und Doppel

Internationales Sportarchiv 36/2013 vom 3. September 2013 (br)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 10/2014


Juliane Schenk arbeitete sich im internationalen Badmintonsport kontinuierlich nach oben, wobei sie lange Jahre im Schatten der Deutschchinesin Xu Huaiwen stand. Später sagte Schenk zu ihrer Rolle als Nummer zwei in Deutschland: "Huaiwen hat an vorderster Front Erfolge eingefahren, ich konnte mich in aller Ruhe entwickeln" (SZ, 10.8.2009). Ende 2009 stand Schenk dann erstmals unter den Top Ten der Weltrangliste und gewann 2010 bei der EM Silber. Im Jahr darauf wurde sie bei der WM Dritte und gewann 2012 als erste Deutsche ein Turnier der Super Series. Während der Olympischen Spiele 2012 kam es zu Querelen zwischen dem Deutschen Badminton Verband (DBV) und Schenk, die den DBV mit verantwortlich für ihr frühes Ausscheiden (Achtelfinale) machte. In erster Linie ging es der Spielerin darum, dass der Verband ihre Mentaltrainerin Gaby Frey nicht anerkannte. Im Mai 2013 kam es schließlich zum Bruch. "Ende einer Schlammschlacht" titelte www.sport1.de, 31.5.2013). Der DBV schloss die Weltranglistendritte aus der Nationalmannschaft aus. Schenk erklärte in einer Pressemitteilung: "Mir ist tatsächlich der Respekt abhanden gekommen, was die Machenschaften unseres Verbandes betrifft. Macht sollte von Machen kommen!" (ebda.).

Laufbahn

Ihre sportliche Laufbahn begann Juliane Schenk, die aus einer badmintonbegeisterten Familie stammt und bereits im Alter von vier Jahren mit dem Sport anfing, beim Hülser SV in Krefeld. Zunächst hatte sie auch sehr erfolgreich Tischtennis gespielt, entschied sich dann jedoch für eine Karriere mit dem "Federball". Auf nationaler Ebene feierte sie zwischen 1997 und 2001 in den Altersklassen U15 (1x), U17 (1x) sowie U19 (2x) im Doppel gemeinsam mit Carina Mette ihre ersten deutschen Meistertitel. 2001 holte die Spielerin von SC Union Lüdinghausen bei der U19-Europameisterschaft Gold im Einzel und in der Mannschaft, im Doppel erkämpfte sie sich an der Seite von Carina Mette die Silbermedaille.

Im darauf folgenden Jahr errang sie bei den deutschen Meisterschaften der Senioren im Doppel an der Seite von Angela Michalowski den dritten Platz. Der Partnerinnenwechsel, den sie nach den Titelkämpfen im Doppel vornahm, zahlte sich bereits nach wenigen Wochen aus. Gemeinsam mit der erfahrenen, acht Jahre älteren Nicole Grether landete Schenk sowohl bei den Irish International als auch bei den Scottish International auf dem zweiten Platz.

Erfolge bei internationalen Turnieren gab es für Juliane Schenk im Jahr 2003 lediglich im Doppel mit Nicole Grether. Die Bitburg Open, die Irish International sowie die Mauritius International beendeten die beiden als Siegerinnen. Bei den deutschen Meisterschaften wurde Juliane Schenk im Einzel Dritte, im Doppel mit Nicole Grether Zweite. Ihre Leistungsentwicklung war unverkennbar und spiegelte sich auch in ihrer Nominierung für den Uber Cup (Mannschaftsweltmeisterschaft) wider, die im Mai 2004 in Indonesien stattfand. Zwar hatten die Deutschen den Aufstieg in die Gruppe 1 geschafft, aber gegen die beim Championat versammelte Weltklasse war man chancenlos und scheiterte bereits in den Gruppenspielen.

Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen schied Schenk im Einzel bereits in der ersten Runde aus. Im Doppel dagegen erreichte das Duo Schenk/Grether, das zuvor erstmals die deutsche Meisterschaft gewonnen hatte, immerhin das Achtelfinale. Weitaus besser zogen sich die deutschen Damen bei der EM 2004 aus der Affäre. In Krakow (Polen) holten sie sowohl mit der Mannschaft als auch im Doppel die Bronzemedaille. Den größten Erfolg des Jahres feierte die Krefelderin bei den Norwegen International, wo sie sowohl das Einzel als auch das Doppel gewinnen konnte. Bei den Einzel-Weltmeisterschaften 2005 erreichte sie die dritte Runde.

Mit Nicole Grether konnte Juliane Schenk bei den deutschen Meisterschaften 2006 den Titel verteidigen. Im Einzel wurde sie Vizemeisterin. Siegreich war das Duo Schenk/Grether auch bei den Belgian International, den Dutch International und den Bitburger Open. Bei der EM in Holland gewann Juliane Schenk im Doppel Silber und im Einzel Bronze. Auch bei der Uber-Cup-Endrunde im Mai in Japan lief es für die Deutsche gut. Sie machte derart beeindruckende Spiele, dass sogar die asiatische Presse auf sie aufmerksam wurde. Ihren Niederschlag fand diese positive Entwicklung auch in der Weltrangliste, wo sich Juliane Schenk im September 2006 bis auf Platz zwölf vorgeschoben hatte. Bei den deutschen Meisterschaften konnte sie mit Partnerin Nicole Grether den Titel im Doppel verteidigen, im Einzel reichte es "nur" zur Bronzemedaille.

Für die folgenden Monate hoffte Juliane Schenk, dass sich der Aufwärtstrend fortsetzen würde, doch eine Armverletzung machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Eine mehrwöchige Reha schien Wirkung zu zeigen und in Abstimmung mit dem Bundestrainer wollte Juliane Schenk nach viermonatiger Wettkampfpause Anfang 2007 bei den Turnieren in Korea und Hongkong wieder voll dabei sein. Doch bereits in Seoul brach eine Schulterverletzung am Schlagarm wieder auf. Die Ärzte konnten sie aber beruhigen. "Wie es scheint", so sagte sie (www.badminton.de), "kann mit herkömmlichen Rehamaßnahmen und einer wohldosiert abgestimmten Trainings- und Wettkampfplanung meine Schulter wieder genesen."

Bei den Finnish International Championships 2007 spielte sich Juliane Schenk bis ins Finale, die XX. Spanish Open beendete sie gar als Siegerin. Auch die Turkiye International und die Italian International konnte die Deutsche gewinnen. Den größten Erfolg feierte sie aber bei den Philippine Open. Zwar musste sie sich dort im Halbfinale gegen Zhou Mia (Hongkong) in drei Sätzen geschlagen geben, aber es war das erste Mal in ihrer Karriere, dass sie bei einem Grand-Prix-Turnier so weit gekommen war.

Der Start ins Olympiajahr 2008 verlief recht erfolgreich. Bei den Malaysia Open Super 2008 erreichte Juliane Schenk das Achtelfinale, beim Korea Super spielte sie sich sogar bis ins Viertelfinale. Bei den deutschen Meisterschaften musste sie sich in einem hochklassigen Endspiel Xu Huaiwen geschlagen geben. Bei der EM stieß sie im Einzel bis ins Halbfinale vor und gewann bei den Polish Open das Einzel. Ihr Vorhaben, sich in einem Trainingslager in Schanghai intensiv auf die Olympischen Spiele 2008 vorzubereiten, scheiterte an der Absage der Chinesen. Der chinesische Badminton-Verband teilte mit, "sie sei derzeit nicht in China willkommen" (TSP, 7.12.2007). Auch wenn Juliane Schenk von der Ausladung enttäuscht war, sah sie darin aber auch einen sehr positiven Aspekt, nämlich "eine Respektsbekundung für ihre Leistung" (ebd.).

"Wenn eine deutsche Badmintonspielerin in China bekannt ist – dann ist das schon was", sagte Teamkollegin Huaiwen Xu (SZ, 20.12.2007). "Man hat sich einen Namen gemacht", sagte Schenk - in China "Schen Kä" genannt - lapidar (ebda.). Doch der gute Name half ihr bei den Olympischen Spielen rein gar nichts. Die Deutsche schied bereits in der ersten Runde gegen die Indonesierin Maria Kristin Yulianti aus. "In der Atmosphäre hätte ich gern noch mehr Spiele gemacht. Dass mir das letzte Quäntchen Glück gefehlt hat, war schon bitter. (…). Andererseits war ich sehr zufrieden mit meiner Leistung. Ich habe gegen die spätere Bronzemedaillengewinnerin gespielt und 22:20 im dritten Satz verloren", erklärte Schenk der taz (23./24.8.2008). Ein wenig Trost erhielt Schenk durch den Sieg im September des Jahres bei den Belgian International.

Mitte März 2009 erreichte Juliane Schenk das Halbfinale der Swiss Open, wo sie allerdings der Französin Hongyan Pi unterlag. Zuvor im Achtelfinale hatte die damals 26-Jährige erstmals in ihrer Karriere die deutsche Nummer eins Huaiwen Xu bezwungen. Beim Super-Series-Masters-Finale in Malaysia zog Schenk dann sogar ins Finale ein, unterlag dort jedoch der Malaysierin Won Mew Choo klar und deutlich. Zudem sicherte sich die Rechtshänderin erstmals in ihrer Karriere den Einzeltitel bei den nationalen Meisterschaften, siegte zudem bei den Austrian International und den Finnish International Championships. Bei der WM 2009 in Pakistan erreichte Juliane Schenk als beste deutsche Teilnehmerin das Viertelfinale, nachdem Huaiwen Xu ihre Karriere kurz zuvor beendet hatte. Im November des Jahres schaffte Schenk erstmals den Sprung in die Top Ten der Weltrangliste.

Bei den nationalen Titelkämpfen im Februar 2010 war die neue deutsche Nummer eins nicht zu besiegen. Im Finale setzte sich Schenk souverän in zwei Sätzen gegen Karin Schnaase durch (21:6, 21:10). Mit dem deutschen Team holte Schenk bei der EM in Warschau durch einen 3:0-Erfolg über die Niederlande im Spiel um Platz drei die Bronzemedaille. Im März 2010 erreichte Juliane Schenk das Endspiel bei den German Open in Mühlheim, verlor dort aber gegen die Chinesin Xin Wang mit 17:21 und 18:21. Der wohl größte Erfolg Schenks folgte im April bei der EM in Manchester. Schenk ereichte erstmals in ihrer Karriere ein EM-Finale im Einzel, wo sie der Dänin Tine Rasmussen in drei Sätzen unterlag.

Bundestrainer Jakob Hoi bescheinigte Schenk eine absolut professionelle Einstellung: "Sie will immer mehr und arbeitet sogar von sich aus mit einer Mentaltrainerin zusammen" (ebda.). Und Martin Kranitz, Sportdirektor beim Deutschen Badminton Verband, erklärte: "London 2012 ist unser großes Ziel." "Das habe ich natürlich im Hinterkopf, genauso wie die WM im August in Paris", sagte die Athletin (ebda.). Nachdem die 27-Jährige bei den Canadian Open im Juli im Finale der Chinesin Zhu Lin mit 19:21, 21:17 und 10:21 unterlegen war, scheiterte Schenk dann bei der WM im Achtelfinale in drei Sätzen an Cheng Shao-Chieh aus Taiwan.

Im Oktober 2010 dann bezwang Schenk bei den Dutch Open im Finale die Titelverteidigerin Yao Jie aus den Niederlanden in drei Sätzen (21:13, 14:21 und 21:15). Im Dezember erreichte sie bei den Hongkong Open erstmals in ihrer Karriere das Halbfinale in einem Super-Series-Turnier. Dort unterlag sie allerdings der Inderin Saina Nehwal. Im Februar 2011 verteidigte Juliane Schenk bei den nationalen Meisterschaften ihren Titel erfolgreich. Im Finale siegte sie gegen Karin Schnaase und schaffte damit den Titel-Hattrick.

Im Februar 2011 erreichte Juliane Schenk bei den Team-Europameisterschaften in Amsterdam mit dem DBV-Team das Finale, unterlag dort jedoch Dänemark mit 1:3. Einen Monat später musste sich Deutschlands Nummer eins bei den Swiss Open der Chinesin Ji Hyun Sung im Halbfinale geschlagen geben. Bei der WM im August des Jahres in London zog die Deutsche ins Halbfinale ein, unterlag dort jedoch der Chinesin Cheng Shao-Chieh mit 18:21 und 6:21. Dennoch war der Gewinn der Bronzemedaille der bis dahin größte Erfolg für Schenk und damit für eine deutsche Badminton-Spielerin.

Die Schwäbische Zeitung titelte über die WM-Dritte: "Erfolgreiche Eigenbrötlerin", denn die Krefelderin war dafür bekannt, ihren eigenen Weg zu gehen und hatte beispielsweise bei der WM auf die Videoanalyse des Deutschen Badminton Verbandes (DBV) verzichtet, dafür hatte sie auf eigene Kosten eine Mentaltrainerin angestellt. "Ich mache etwas anders als die anderen und dabei kommt dann auch etwas anderes heraus – jetzt die Medaille", sagte die damalige Weltranglistenzehnte (15.8.2011).

Bei den Japan Open im September 2011 verlor Schenk im Finale gegen die amtierende Weltmeisterin Wang Yihan mit 16:21 und 14:21. Doch schon das Erreichen des Endspiels musste als Erfolg gewertet werden, hatte zuvor doch noch nie eine Spielerin des Deutschen Badminton Verbandes das Finale eines der Super-Series-Turniere erreicht. Beim Grand Prix in Saarbrücken im November 2011 hingegen scheiterte Deutschlands Nummer eins im Halbfinale an der Chinesin Li Xuerui. Die Süddeutsche Zeitung titelte: "Allein unter Asiatinnen" (4.11.2011) und hob hervor, dass Juliane Schenk sich als einzige Europäerin in der Weltspitze etabliert hatte.

Anfang 2012 sagte die deutsche Nummer eins ihre Teilnahme an den nationalen Titelkämpfen aufgrund von gesundheitlichen Problemen ab. Wenig später jedoch präsentierte sie sich in Topform und gewann erstmal mit der deutschen Mannschaft den Europameistertitel. Im Finale bezwang das DBV-Team Titelverteidiger Dänemark mit 3:1. Im März des Jahres erreichte Schenk zum zweiten Mal im Verlauf ihrer Karriere das Endspiel eines Turniers der Super Series, unterlag allerdings bei den German Open im Endspiel der Chinesin Li Xuerui mit 19:21, 16:21. Bei der Europameisterschaft 2012 im April im schwedischen Karlskrona war Schenk als Topfavoritin an den Start gegangen, verlor jedoch das Endspiel gegen die Dänin Tine Baun in drei Sätzen (21:19, 16:21, 21:19). Wenig später musste sich Schenk bei den India Open ebenfalls erst im Finale geschlagen geben. Sie unterlag der Chinesin Li Xuerui in drei Sätzen.

Knapp zwei Monate später war es dann so weit: Juliane Schenk gewann als erste deutsche Badmintonspielerin ein Turnier der Super Series. Bei den Singapur Open setzte sie sich im Finale gegen Cheng Shao-Chieh aus Taiwan durch. "Eine fantastische Woche liegt hinter mir. Mit tollen Leistungen, viel Nervenstärke und spielerischen Fähigkeiten konnte ich nach langem, geduldigem Warten meinen ersten Superseries-Titel erringen. Das Timing könnte besser nicht sein und dürfte alle Badminton-Fans darin bestärken, an eine olympische Medaille zu glauben", schrieb Schenk per SMS (www.derwesten.de, 24.6.2012).

Doch die Hoffnung auf die erste olympische Medaille einer deutschen Badmintonspielerin sollte sich nicht erfüllen. In London unterlag die aktuelle Weltranglistensechste der erst 17 Jahre alten Thailänderin Ratrchanok Intanon mit 16:21 und 15:21 bereits im Achtelfinale und belegte damit einen eher enttäuschenden neunten Platz. Zuvor hatte die Medaillenanwärterin noch erklärt: "Für mich persönlich kommt der Wettkampf genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich bin gut vorbereitet und habe die nötige Reife" (FAZ, 27.7.2012). Auch die Revanche gegen den Teenager aus Thailand missglückte: Im November 2012 verlor Schenk das Halbfinale bei den China Open in Shanghai gegen Ratchanok Intanon mit 1:2-Sätzen.

Anfang 2013 sagte Schenk ihre Teilnahme an den deutschen Badminton-Meisterschaften im Februar ab. Als Grund nannte sie Verpflichtungen bei ihrem indonesischen Verein Tangkas Specs, wo sie an einem hochkarätig besetzten Turnier teilnehmen konnte. Wie im Vorjahr war sie dann bei den Team-Europameisterschaften in Ramenskoje (Russland) wieder dabei und verteidigte mit dem DBV-Team den Titel. Kurz darauf scheiterte Juliane Schenk bei den German Open erneut im Finale, wo sie der Chinesin Wang Xihan mit 14:21 und 13:21 unterlag. Im April erging es ihr bei den India Open nicht viel anders. Wieder erreichte Europas "Badmintonspielerin des Jahres" 2012 das Finale, zog dort jedoch erneut gegen ihre "Angstgegnerin" Ratchanok Inanton den Kürzeren.

Juliane Schenk setzte sich stets dafür ein, ihre Sportart aus der "Randsportart-Ecke" heraus zu holen. Hinsichtlich der medialen Wahrnehmung des Badminton in Deutschland und Europa sagte sie während der Olympischen Spiele 2012: "Ich weiß nicht, ob man den Begriff kapitalgesteuerter Journalismus hier mal in die Runde werfen sollte. Aber was hier abgezogen wird in Deutschland bezogen auf Fußball, Formel 1, Tennis, das muss man nicht groß kommentieren" (SZ, 17.10.2012).

Bei den Olympischen Spielen in London war es zudem zu erheblichen Dissonanzen zwischen der Spitzenathletin und dem Deutschen Badminton Verband gekommen. In einem Interview mit dem Tagesspiegel soll DBV-Sportdirektor Martin Kranitz geäußert haben, dass Juliane Schenk ihrer Mentaltrainerin Gaby Frey hörig sei. Kranitz dementierte später zwar, Schenk warf dem Funktionär jedoch vor, nicht sofort widersprochen zu haben. "Der richtige Weg wäre gewesen, sich sofort davon zu distanzieren. Da das nicht passiert ist, war ich in der Stimmung, sofort abzureisen", erklärte Schenk (SZ, 8.8.2012). Grundsätzlich bemängelte sie die fehlende Rückendeckung des Verbandes und machte die Querelen mit verantwortlich für ihr frühes Ausscheiden.

Das Verhältnis zwischen Deutschlands Nummer 1 und dem DBV galt seit längerem als angespannt, weil Schenk stets ihre eigenen Wege ging und sich beispielsweise bei den Turnieren nicht von Trainern des DBV coachen ließ. Im Frühsommer 2013 dann eskalierte der Konflikt. Der DBV schloss Juliane Schenk mit sofortiger Wirkung aus der Nationalmannschaft aus. "Nach vielen Jahren der Förderung und einer im Ergebnis sehr erfolgreichen Zusammenarbeit sehen wir derzeit keine Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Juliane Schenk", erklärte DBV-Präsident Karl-Heinz Kerst (www.sport1.de, 7.6.2013).

Die Spielerin ihrerseits erhob schwere Vorwürfe gegen den Verband und ließ in einer Pressemitteilung verlautbaren: "Mit der 'Entlassung aus dem Kader mit sofortiger Wirkung' wurde mein Arbeitsplatz radikal gestrichen, von heute auf morgen, fristlos. Und mit was für Begründungen!?! Der in der Presse verbreitete Vorwurf, es ginge mir neben ‚überzogenen Forderungen’ einzig darum, mir alles bezahlen zu lassen, entlarvt sich von selbst, genauso wie das Machtgehabe" (ebda).

Die Weltklasseathletin monierte vor allem, dass der Verband ihre Zusammenarbeit mit Gaby Frey, mit der sie neben der beruflichen auch eine private Beziehung pflegte, nie anerkannt hatte. "Diese Zusammenarbeit mit ihr ist essenziell wichtig gewesen für meine Entwicklung. Alles ging noch mal nach vorne. Doch rund um das Thema Olympia hat es seitens des Verbandes keine Aufarbeitung gegeben, und nun sehe ich keine Perspektive mehr", so das Statement der streitbaren Athletin (www.sportal.de, 3.6.2013). Wenige Tage nach ihrem Rauswurf sagte Schenk ihre Teilnahme an der WM im August des Jahres in Guangzhou/China ab, da sie keine Möglichkeit sah, sich adäquat auf das Turnier vorzubereiten ("Mir wurde keine Trainingsmöglichkeit angeboten", FAS, 18.8.2013). Bundestrainer Holger Hasse hatte zuvor erklärt: "Sie ist aktuell die Nummer drei der Welt (…). Es wäre daher sportlich nicht gerechtfertigt, sie von Wettkämpfen auszuschließen" (www.sportal.de, 3.6.2013). Scheinbar unbeeindruckt von den Querelen, stieß Juliane Schenk Mitte Juli 2013 beim Super-Series-Turnier Indonesian Open ins Finale vor, unterlag hier aber gegen Olympiasiegerin Li Xuerui mit 16:21, 21:18, 17:21.

Der Streit mit dem DBV hatte für Juliane Schenk aber auch positive Aspekte. Andere Verbände wurden auf ihr Dilemma aufmerksam und luden sie zu Trainingsmaßnahmen ein. Der Verband Malaysias bot ihr nach einem Trainingslager sogar an, ihren Trainingsmittelpunkt für längere Zeit dorthin zu verlagern (vgl. FAS, 18.8.2013). Außerdem wurde sie für die indische Badminton-Liga verpflichtet und erhielt für ihr zweiwöchiges Engagement bei den "Pune Pistols", die sie ersteigert hatten, 90.000 Dollar. Für September 2013 plante Schenk, an der chinesischen Liga teilzunehmen . "Hätten sie mich nicht vor die Tür gesetzt, wer weiß, ob ich sonst solche Chancen erhalten hätte", meine die Weltklassespielerin zu ihrem Rauswurf beim DBV (FAS, 18.8.2013).

Informationen und Meldungen zum weiteren Fortgang der Karriere siehe Journal

Persönliches

Juliane Schenk hat sich bis 2013 als Zeitsoldatin bei der Bundeswehr verpflichtet. Zudem absolvierte sie ein Sportmanagement-Studium, das sie im Oktober 2012 abschloss. Als Hobbys gibt die Badmintonspielerin auf ihrer Homepage "lesen, brutzeln, Welnessoasen besuchen, Goldfischmeditation, biken durch die Natur, malen" an (www.juliane-schenk.de), zudem hört sie gern Musik und gilt als Leseratte. Schenk ist mit ihrer Mentaltrainerin Gaby Frey liiert.

Adresse

Leibnizstraße 3, 45468 Mülheim, Tel.: 0208 6269185, Internet: www.juliane-schenk.de

Karriere in Zahlen

Stationen:

Bis 1999: Hülser SV
1999 – 2005: SC Union Lüdinghausen
Seit 2005: EBT Berlin

Erfolge (Auswahl):

Ereignis Einzel Doppel* Mannsch.
1998 U15-DM Siegerin
1999 U17-DM Siegerin
2000 U19-DM Siegerin
2001 U19-DM Siegerin
U19-EM Siegerin Finalistin Siegerin
2002 Deutsche Meisterschaft Dritte
2003 Mauritius Intern. Siegerin
Bitburger Open Siegerin
Irish Open Siegerin
Scottish International Finalistin
Deutsche Meisterschaft Dritte Zweite
2004 Deutsche Meisterschaft Siegerin
Olymp. Spiele 1. Runde Achtelfin.
Europameisterschaft Dritte Dritte
2005 Irish Intern. Finalistin
Norwegen Intern. Siegerin Siegerin
Bitburger Open Siegerin
Belgian Intern. Siegerin
Dutch Intern. Siegerin
Deutsche Meisterschaft Finalistin Siegerin
2006 Europameisterschaft Dritte Finalistin Dritte
Uber Cup (Mannsch.-WM) Dritte
Dutch Intern. Finalistin Siegerin
Austrian Intern. Siegerin
Deutsche Meisterschaft Dritte Siegerin
2007 Finnish Int. Championships Finalistin
Deutsche Meisterschaft Finalistin
Philippine Open Halbfinal.
Spanish Open Doppel Siegerin
Turkiye Intern. Siegerin
Norwegian Intern. Finalistin
VII Italian Intern. Siegerin
2008 Deutsche Meisterschaft Finalistin
YONEX Korea Super Viertelfin.
Europameisterschaft Dritte Dritte
Polish Open Siegerin
Europe Circuit Finals Siegerin
Russian Int. White Nights Finalistin
Belgian International Siegerin
2009 Deutsche Meisterschaft Siegerin
Austrian International Siegerin
Swiss Open Halbfinal.
Super-Series-Malaysia Finalistin
Dutch International Siegerin
Macau Open Halbfinal.
Finnish Int. Championships Siegerin
Weltmeisterschaft Viertelfinal.
2010 Deutsche Meisterschaft Siegerin
Europameisterschaft Finalistin Dritte
German Open Finalistin
Dutch Open Siegerin
Canadian Open Finalistin
Hongkong Open Halbfinalistin
2011 Deutsche Meisterschaft Siegerin
Europameisterschaft Zweite
Swiss Open Halbfinalistin
Weltmeisterschaft Dritte
Japan Open Finalistin
Grand Prix Saarbrücken Halbfinalistin
2012 Europameisterschaft Finalistin Siegerin
German Open Finalistin
Europameisterschaft Finalistin
India Open Finalistin
Singapur Open Siegerin
Olympische Spiele Neunte
China Open Halbfinalistin
2013 Europameisterschaft Siegerin
German Open Finalistin
Indonesian Open Finalistin
* Alle Doppeltitel seit 2003 zusammen mit Nicole Grether

Weltrangliste, Einzel (1. Juni 2013): 3

Auszeichnungen:

Europas Badmintonspielerin des Jahres 2012

Journal

Ergänzungen aus MA-Journal. Die nachfolgenden Meldungen werden bei der nächsten redaktionellen Bearbeitung in den Text integriert.

1. März 2014: Juliane Schenk beendet ihre internationale Karriere. Sie will sich künftig einem Studium in Köln widmen.

siehe auch

Sport


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