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Nation: | Irland |
von Hans Christian Oeser
Stand: 01.11.1988
Liam OʼFlaherty erblickte nach eigenen Aussagen das Licht der Welt auf einem „sturmumtosten Felsen“; auf diesen Felsen baute er die düstere Kirche seiner Erzählkunst, zumeist auch solcher Romane und Kurzgeschichten, die ihren Stoff vordergründig aus anderen Gegenden – und Gesellschaftsschichten – Irlands beziehen. Die Lebenswelt der Bauern und Fischer von Inishmore war auch für den späteren Weltmann OʼFlaherty ein unauslöschlicher Erfahrungshorizont. Hier fand er den erbarmungslosen Existenzkampf einer kleinen, urtümlichen Gemeinschaft gegen die Elementargewalt der Natur, dessen Heroismus und dessen Barbarei sein erzählerisches Werk durchzieht. Hier glaubte er den fundamentalen, nachgerade prähistorischen Primitivismus vorzufinden, der alle seine Figuren auszeichnet.
Was von Schriftstellern wie John Millington Synge („Die Aran-Inseln“) und Filmemachern wie Robert Flaherty („Man of Aran“) zum nostalgischen Gegenbild einer korrupten kapitalistischen Zivilisation stilisiert wurde, entfaltet sich in OʼFlahertys Romanen in blinder Wut und zielloser Ohnmacht. Die Inseln vor der Küste Irlands an der äußersten Peripherie eines unter Entfremdung und Sinnleere leidenden Europas hatten sich auch in seinen Augen eine Lebensweise bewahrt, die sich dem verfälschenden Raffinement der Zivilisation widersetzte: „Die Natur mit rotgefärbten Zähnen und ...