Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Stefan Scherer
Stand: 01.01.2010
Alban Nikolai Herbsts Werke entwerfen ihre Wirklichkeit an der Schnittlinie von Realität, Einbildung und literarischer Fiktion. Realität ist für Herbst das, was als historisches Ereignis oder als Erfahrung des Autors tatsächlich stattgefunden hat. Ebenso leibhaftig begegnen Herbsts Erzählern im Fortgang ihres Schreibens aber auch die eingebildeten oder erfundenen Figuren. Auferstanden aus der „Fantasie“ führen sie Gespräche mit ihnen, als existierten sie unabhängig von ihrer fiktionalen Konstituierung. Umgekehrt schleust Herbst nicht selten real existierende Personen in die Fiktionen ein. Aus diesem Wechselkontakt von Realität, Imagination und Literatur entsteht „Wirklichkeit“: „Realität ist das, was ich nicht gemacht und gedacht habe. / Wirklichkeit ist das, was ich aus Realität machen und denken kann“, schreibt die fiktive Figur Anna Puck in einem Brief an Herbst als den Herausgeber der „Dschungelblätter“: „Die reale Welt erscheint mir starr. / Ich bin ein bewegter und bewegender Mensch. / ICH ist bewegt und bewegend. / Ich attackiert die Realität und macht Wirklichkeiten daraus.“ (In: „Dschungelblätter“. 1986/87. H.2)
Diese Wirklichkeiten sind demnach all das, was die Erzähler und ihre Figuren unabhängig von aller Faktizität für wirklich halten, also ...