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Nation: | Deutschland |
von Rainer Moritz
Stand: 15.09.2020
Die Erzählungen und Prosaminiaturen von Angela Krauß entziehen sich rascher Lektüre. Konventionelle Handlungsmuster und ein unmittelbar zu erschließendes chronologisches Gerüst sucht man darin vergeblich. Die Texte wollen nicht im herkömmlichen Sinn Wirklichkeit abbilden; es geht vielmehr darum, die vielschichtigen Ebenen des Erfahrenen im Schreiben selbst nachzuzeichnen und ein offenes Bild anzubieten – ein Verfahren, das es dem Leser oftmals überlässt, die Erzählteile zu verknüpfen.
Angela Kraußʼ Arbeiten stehen mit ihrem Misstrauen gegenüber breiten epischen Konstruktionen unverkennbar in der Tradition der klassischen Moderne. Sie führen, von einigen kleineren Texten in der Sammlung „Glashaus“ abgesehen, jedoch niemals zu einer Verselbstständigung der erzählerischen Mittel, zu einer bloßen Metareflexion über das Schreiben. Am einfachsten ist die narrative Struktur des Prosadebüts „Das Vergnügen“ (1984).