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Nation: | Deutschland |
von Sibylle Cramer
„Nichts mehr an seinem Platz“: Der Titel des Gedichtbandes, mit dem Anna Jonas 1981 debütierte, war von auffälliger Unscheinbarkeit. Er enthielt, verstümmelt zwar und reichlich lakonisch, ein komplettes literarisches Programm. Lyrik, so könnte die Übersetzung in poetische Theorie lauten, ist ein Eingriff in die Wirklichkeit. Die Literatur bildet Wirklichkeit nicht ab, sie arbeitet sie um. Die Dinge werden, um sie neu, anders und klarer sehen zu können, solange ver-rückt, bis nichts mehr an seinem Platz ist. Die Wirklichkeit gerät bei diesem poetischen Stühlerücken in Bewegung. Sie verliert ihre Starre, ihre Autorität und ihre Unantastbarkeit. Sie verwandelt sich in ein Potenzial von Möglichkeiten, mit denen die Sprache hantiert. Die Poesie hat keinen Respekt vor dem, was ist. Sie spielt mit ihm.