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Nation: | Deutschland |
von Jochen Vogt, Ulrike Führer, Heike Schupetta und Bettina Englmann
WER WAR BRECHT? Die Titelfrage eines immerhin 6,2 cm starken Sammelbandes aus der DDR ist alles andere als rhetorisch gemeint, denn die vielfältigen Antworten zwischen seinen Deckeln zeigen deutlich genug, wie schwer sich Theaterkritik, Literaturwissenschaft und Kulturpolitik „drüben“ mit einem tun, der längst als sozialistischer Klassiker kanonisiert sein sollte. Dabei kommen manche kritischen Stimmen – vor allem aus der Frühzeit des Berliner Ensembles – nicht einmal selber zu Wort. Eine „allgemeine Brecht-Müdigkeit“ muß Herausgeber Werner Mittenzwei, engagiertester Sprecher der Pro-Brecht-Fraktion, allerdings auch unter den DDR-Autoren der siebziger Jahre konstatieren, die noch selbst durch Brechts Schule gegangen sind. In der Bundesrepublik glaubte, neben anderen, der Kritiker Hellmuth Karasek jedenfalls zu wissen, was Brecht sei: „tot, (…) mausetot“. So steht es in seinem SPIEGEL-Essay zum 80. Geburtstag des Autors (Nr. 9/1978), nachdem Peter Hamm schon 1975 von der „umgeschlagenen Brecht-Stimmung“ zu berichten wußte. Als Dramatiker, so führt Karasek nun aus, war Brecht „ein ebenso grandioser wie hemmungsloser Vereinfacher“, seine Figuren „nur Marionetten des Weltgeistes“, seine Stücke werden aufgrund ihrer marxistischen Fundierung „zu Exempeln einer Heilsgeschichte, die ...