Brigitte Burmeisters Debüt-Roman „Anders oder Vom Aufenthalt in der Fremde“ (1987) sorgte für einige Irritationen in den Feuilletons. Die außergewöhnlich experimentierfreudige Schreibweise der Autorin rief gleichermaßen Ablehnung wie Zustimmung hervor.
David Anders, angestellt bei einer nicht näher bezeichneten Dienststelle, ist in eine größere Stadt (Ost-Berlin) versetzt worden. Aus den Briefen, die er von dort aus an die „Lieben daheim“ schreibt, ist der Roman zusammengesetzt. Andersʼ Tätigkeit beschränkt sich auf „das Beobachten von Veränderungen in monotonen Abläufen“ und deren Protokollierung. Doch dann macht der Ich-Erzähler die Bekanntschaft von D. und dessen Frau. Während D. hinter den sichtbaren Phänomenen der Realität eine andere, geheimnisvolle und phantastische Wirklichkeit sieht, betreibt seine Frau „weibliches Schreiben“. Beide attackieren auf ihre Weise die Ordnung der Dinge, die „Normalität“. In ihrer Gegenwart werden „ganz alltägliche Vorkommnisse von ihrem Platz in Raum und Zeit verrückt“. Sie stehen in scharfem Kontrast zu Anders auf Ordnung und Pflichterfüllung ausgerichtetem Leben; er fühlt sich angezogen von ihrer Andersartigkeit und verspürt zugleich die Nähe zu einer in ihm selbst verborgenen Lebenswirklichkeit. Als die beiden Bekannten unter rätselhaften Umständen aus der Stadt verschwinden, scheint ...