Geburtstag: | |
Nation: | Österreich |
von Wolfgang Reichmann
Stand: 01.09.2022
Im Frühjahr 2011 erreichte die literarische Karriere des Österreichers Clemens J. Setz einen ersten Höhepunkt. Die Literaturkritik überschlug sich zeitweise im Verkünden von Superlativen. Der zu diesem Zeitpunkt 28-jährige Setz sei nicht nur die „jüngste Hoffnung der deutschen Gegenwartsliteratur“ (Iris Radisch), er sei der neue „Wunderknabe“ und „das größte Genie der jüngeren Literatur“ (Richard Kämmerlings), ein „Jungstar“ (Jörg Magenau), der mit dem Preis der Leipziger Buchmesse seinen Ruf als „Junggenie“ endgültig zementiert habe (Klaus Nüchtern). Innerhalb von nur wenigen Tagen erschienen rund um das verlegerisch geschickt platzierte, mit der Buchmesse zusammenfallende Erscheinungsdatum des Erzählbandes „Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“ mehr Rezensionen als zu den in den Jahren zuvor publizierten beiden Romanen zusammen. Geradezu euphorischen Kritiken stehen bei Setz dabei aber meist auch mehr oder weniger heftige Verrisse gegenüber. Setz spaltet die Literaturkritik, und das schon von Beginn an. Auch der Hype rund um den Leipziger Buchpreis und das im Feuilleton in regelmäßigen Abständen wiederkehrende „Wunderkindchenschema“ (Marc Reichwein) wurden von mehreren Kritikern differenziert thematisiert. Clemens J. Setz selbst steht dem Genieverdacht in Zusammenhang mit seiner Person skeptisch gegenüber, auch wenn er ...