Mit erstaunter Anerkennung nahm die Kritik den 2006 erschienenen Debütroman „Als wir träumten“ von Clemens Meyer auf. Hier meldete sich nicht nur ein junger Schriftsteller zu Wort, der – geschult am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig – sein Handwerk glänzend beherrschte, sondern hier wurde auch ein Sujet von „wüstem, verwüsteten Unterschichtsleben“ (Ina Hartwig) in der deutschen Nachwendezeit in Szene gesetzt, von dem man bis dahin in der Literatur so nicht gelesen hatte.
Der Ich-Erzähler Daniel Lenz, genannt Danie und geboren 1976, schildert seine Kindheit und Jugend im Zeitraum von Mitte der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre. Es ist die Geschichte eines Heranwachsens im schon zu DDR-Zeiten sozial schwachen Ostteil Leipzigs, dessen prekäres Milieu sich in der Folge der deutschen Vereinigung durch Arbeits- und Perspektivlosigkeit seiner Bevölkerung weiter verschärft. Danie und seine Freunde indes träumen von Erfolg und Glück. Ihre Träume jedoch sind so naiv wie traurig, denn die Koordinaten, die das Leben der Jugendlichen bestimmen, sind Alkohol, Gewalt und Kleinkriminalität, später Drogen oder Jugendarrest. Die wenigen Lichtblicke – etwa die Boxkarriere eines der Freunde oder der Musikclub eines anderen – ...