Nach der Erzählung „Arachne“ (2002) publizierte Daniela Danz 2006 ihren Debütroman „Türmer". Er verbindet die Geschichte des Türmers Jan Facher zur Zeit des Ersten Weltkriegs mit der einer Reise eines Michael Thurner nach Belgrad im Jahr 2000.
Der erste Teil beginnt 1913 mit einem Einschnitt: Der verschrobene Vater des jugendlichen Ich-Erzählers Jan zieht als Türmer mit seiner Familie in den Kirchturm einer thüringischen Stadt. Für den Protagonisten der Beginn einer neuen Zeitrechnung: „Vor meinem Leben auf dem Turm war ich wie (…) die anderen.“ Das Türmerdasein jedoch kommt einem radikalen Rückzug aus der Gesellschaft gleich. Während sein Vater „unausgesetzt anwesend“ zu sein hat, entscheidet sich Beiwächter Jan freiwillig dazu, den Turm immer weniger zu verlassen. Die kurzen Kapitel, die lyrischen Miniaturen gleichen, entfalten in verrätselter und bildhafter Sprache eine Entfremdung von der Welt, von den Eltern und nicht zuletzt von sich selbst. Die Kommunikation der Figuren wird zunehmend ersetzt durch die Beobachtung der Umgebung, die Konzentration auf tägliche Aufgaben, die innere Einkehr. In Gesellschaft der mythischen Projektionsfigur Echo verliert sich Jan im Dachstuhl der Kirche in der kontemplativen Betrachtung der ...