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Nation: | Deutschland |
von Norbert Schachtsiek-Freitag
Stand: 01.03.2008
In seinem Beitrag für die von Siegfried Unseld herausgegebene Sammlung „Erste Lese-Erlebnisse“ (1975) hat Dieter Kühn zwar nicht von seinen ersten, aber ausführlich von seinen wichtigsten Lektüreerfahrungen berichtet. Nach dieser Selbstauskunft veränderte sich durch das Lesen von Robert Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ in „einigen Zonen“ Kühns „Bewußtsein: in der Wahrnehmung von Umwelt, im Selbstbewußtsein“. Kühn schrieb nicht nur eine Dissertation über Musils Roman, in der er die Konstellationen der Romanfiguren untereinander (vor allem Ulrichs Verhältnis zu seinen Komplementärfiguren) anhand der Romanstruktur untersuchte: „Der Mann ohne Eigenschaften“ übte eine „Langzeitwirkung für mich als Schriftsteller“ aus. Die Studien zu Musils Roman vermittelten dem Autor Kühn die „intellektuelle Einsicht“ in den „Möglichkeitssinn“ von biografischen Abläufen und geschichtlichen Prozessen. Mehr noch: Musils Auffassung vom „Menschen als Kombination verschiedenartiger, oft scheinbar gegensätzlicher Eigenschaften, die zum Teil dominant hervortreten, zum Teil latent möglich bleiben“ (Kühn), prägte Thema und Struktur des ersten Prosabuchs „N“ (1970).