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Nation: | Deutschland |
von Markus R. Weber
Stand: 01.06.2006
Das Gedicht verstanden als Sprachereignis, als Assemblage von Sprachmaterial, das aus sich selbst heraus Bedeutung generiert, steht am Beginn der literarischen Entwicklung Dieter M. Gräfs. Von hier aus entwickelte er seine Gedichtsprache als Mittel der Darstellung und Reflexion von Wirklichkeit differenziert weiter: „(…) eine moderne Bewußtseinspoesie, die in schroffster Engführung und kryptischer Montage Reflexionsprozesse abbildet“ (Michael Braun). Seine Gedichtbände sind keine Sammlungen disparater Texte, sondern komplex gebaute, sorgfältig komponierte Forschungsberichte über die Erscheinungsformen des Wirklichen und die Vorstellungen, die sich mit ihnen verbinden, das Wechselspiel innerer und äußerer Bilder. Gräf ist ein Phänomenologe mit den Mitteln der Lyrik. Die Gedichte entwickeln von Band zu Band als lyrische Essays seine Themeninteressen weiter und begleiten als Bestandsaufnahmen eigener Erfahrung die individuelle biografische Entwicklung des Autors; zugleich reflektieren sie den aktuellsten Stand der poetischen Mittel ihrer Zeit.
Bevor 1994 der Gedichtband „Rauschstudie: Vater+Sohn“ erschien, war Gräf bereits ein in Sprachinstallation und Textperformance (ein Vorbild: Ernst Jandl) erfahrener Lyriker. Für eine Anthologie sammelte er „Texte, die mit nicht-linearen Strukturen rhythmisch arbeiten: eine innovative Literatur, die dennoch witzig und unterhaltsam ist“ entsprach seinen ...