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Nation: | Deutschland |
von Alena Diedrich
Stand: 01.06.2009
Dirk von Petersdorffs wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Romantik und der Moderne verbindet sich mit seiner Lyrik und bildet den Ausgangspunkt einer Poetik, die sich von den Vorstellungen der modernen Negationsästhetik abwendet. Petersdorff plädiert dafür, einer zeitgemäßen Lyrik und Poetik Raum zu geben, die Literatur als ein freies System begreift, das die Pluralität der modernen Gesellschaft literarisch fruchtbar macht.
In seiner Habilitationsschrift „Fliehkräfte der Moderne. Zur Ich-Konstitution in der Lyrik des frühen 20. Jahrhunderts“ (2003) weist Petersdorff zentrale Divergenzen zwischen moderner Lyrik und moderner Gesellschaft nach. Merkmale der modernen Gesellschaft sind Pluralisierung, Ausdifferenzierung und Individualität. Doch auf „die Individualität, das Freiwerden des Menschen, reagiert die ästhetische Moderne mit Dauerklagen über Entwurzelung, Entfremdung und Substanzlosigkeit“ („Verlorene Kämpfe“). Die Vorgänger dieser Entwicklung sieht Petersdorff bereits in der Romantik. In seiner Disseration „Mysterienrede. Zum Selbstverständnis romantischer Intellektueller“ (1996) zeigt er, dass auch die Romantik, deren Kunst in der Zeit um 1800 zwar moderne Errungenschaften adaptiert, zugleich an modernen Phänomenen wie der Ausdifferenzierung der Lebenswelt leidet. Mit dem Anschluss der Kunst an vormoderne Systeme, die noch am Ideal einer ideologisch einheitlichen Gesellschaft und eines durch ...