Geburtstag: | |
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Nation: | Deutschland |
von Norbert Schachtsiek-Freitag
Stand: 01.06.2001
Über Edgar Hilsenrath und seine Bücher zu schreiben, heißt zunächst einmal, an Versäumnisse der westdeutschen (Groß-)Verlage zu erinnern. Offerten von internationalen Literaturagenten, Empfehlungen von ‚scouts‘, hervorragende Kritiken und Millionenauflagen im Ausland – viele Jahre lang hat keiner dieser Vorzüge ausgereicht, um auch nur einen westdeutschen Verleger für Edgar Hilsenrath zu interessieren. Erst 1979, nachdem ein Kleinverlag den Autor ‚durchgesetzt‘ hatte und Hilsenrath einen neuen Verlag suchte, traten die Großen der Branche zum Pokern um Handgelder und Titelrechte an.
Hilsenraths Komplikationen mit deutschen Verlagen reichen bis ins Jahr 1964 zurück. Damals schrieb der amerikanische Literaturkritiker Henry Marx, dem der Debütroman „Nacht“ zur Beurteilung vorgelegen hatte, einen „begeisterten Empfehlungsbrief“ an den Kindler Verlag, dessen Chef das Buch daraufhin offenbar gegen massive interne Widerstände ins Programm aufnahm – zur gleichen Zeit bereitete der amerikanische Verlag Doubleday eine englischsprachige Übersetzung vor. Der Kindler Verlag ließ das Buch zwar in einer Auflage von 1000 Exemplaren drucken, tat aber wohl so gut wie nichts für eine Verbreitung, weil einige Verlagsrepräsentanten in dem Romaninhalt eine Verunglimpfung jüdischer Opfer sahen und Antisemitismus-Vorwürfe befürchteten.
Tatsächlich schrieb ...