Geburtstag: | |
Nation: | Rumänien |
von Sven Robert Arnold
Stand: 01.06.2007
Als 1998 der Roman „Der geköpfte Hahn“ des damals 65-jährigen Eginald Schlattner erschien, war die Kritik schnell mit dem Verweis auf Thomas Manns „Buddenbrooks“ bei der Hand, sind doch beide Bücher autobiografisch motivierte Gesellschaftsromane. Der Siebenbürger Sachse Schlattner erzählt in seinem Debüt vom Mikrokosmos der rumänischen Kleinstadt Fogarasch am 23. August 1944, dem Tag, an dem Rumänien im Zweiten Weltkrieg die Waffenbrüderschaft mit den Achsenmächten aufkündigt und sich auf die Seite der nahenden Roten Armee schlägt. Während der namenlos bleibende Ich-Erzähler (der Leser erfährt nur, dass der Vater des Protagonisten ein Geschäft unter dem Namen „Schlattner“ führt) das unsichere Wetter beobachtet, das den „Exitus“ genannten thé dansant zum Schulabschluss im eigenen Hause gefährden könnte, werden vielfältig und ausführlich Rückblenden eingewoben, die erst die Bedeutung dieses „Exitus“ in all seinen Konnotationen erkennbar werden lassen. Fogarasch wird bewohnt – wie ganz Siebenbürgen – von einem Völkergemisch aus Deutschen, Rumänen, Ungarn, Juden, Roma und Sinti und anderen, die in einem jahrhundertealten Gleichgewicht der Kräfte miteinander leben. Diese Gemeinschaft findet ihren bildlichen Ausdruck etwa darin, dass der Eisenwarenhändler Schlattner, wenn er durch die Stadt geht, ...