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Nation: | Italien, Deutschland |
von Immacolata Amodeo
Stand: 01.09.2010
Franco Biondi ist einer jener deutschsprachigen Autoren nicht-deutscher Herkunft, dessen Werk vielen begrifflichen Domestizierungsversuchen widerstehen mußte: Ob man seine Texte in die Gastarbeiter-, Ausländer-, Gast-, Migranten- oder Emigrationsliteratur, in die inter-, multi- oder mehrkulturelle Literatur einordnete, jede Bezeichnung war problematisch und umstritten bzw. besaß nur vorübergehende oder eingeschränkte Berechtigung. Die Vielzahl von Etiketten ist ein Symptom für die Schwierigkeiten der Literaturkritik und -wissenschaft im Umgang mit einer Literatur, die „jenseits der nationalen und kulturellen Schranken“ („Die Fremde wohnt in der Sprache“, 1986) entsteht.
Biondi ist ein Schriftsteller der Differenzen. Die Ausgangspunkte seiner überwiegend auf Deutsch verfaßten Texte sind existentielle Situationen, die mit Auswanderung, Fremdheit, sprachlicher Vielfalt, mit dem Aufenthalt auf Widerruf und dem Pendeln zwischen verschiedenen Ländern und Kulturen zusammenhängen. Biondi beläßt es jedoch nie bei einer einfachen inhaltlichen Verarbeitung seiner Themen, er hat vielmehr literarische Verfahren entwickelt, mit deren Hilfe er die existentielle Situation ins Ästhetische übersetzt. Seine Texte zeichnen sich durch eine labyrinthische, teilweise brüchige, immer vielschichtige Schreibweise, durch eigenwillige Metaphorik und eine themenadäquate Sprache aus. Durch die Kombination unterschiedlicher Textebenen und -sorten sowie Erzähl- und Sprechweisen entstehen ...