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Nation: | Schweiz |
von Samuel Moser
Stand: 01.06.2008
Zu den signifikantesten Erzählungen Franz Bönis gehört „Der Dorffuhrmann“, die den Band „Ein Wanderer im Alpenregen“ (1979) eröffnet. Der Dorffuhrmann ist die Macht: Langsam, unabwendbar fährt er mit seinem Wagen auf den im Gras kauernden Adrian zu; so als hätte er ihn gar nicht gesucht, sondern immer schon gewusst, wo dieser sich befinde. Mühelos holt er Adrian zurück in die Gesellschaft und macht ihn zugleich zum Verfemten. Sein Fluchtweg endet dort, wo er begonnen hatte. An diesem gescheiterten Ausbruchsversuch enthüllt Franz Böni den totalitären Charakter einer Welt, deren Ordnung längst zum menschenvernichtenden Chaos verkommen ist.
Wie ein scheu gewordenes Tier hatte sich Adrian manchmal aus seinem Versteck bis an die Friedhofsmauer des nahe gelegenen Dorfes gewagt. Was er da erfuhr, erzählte ihm der Totengräber – von der Rückseite des Lebens sozusagen: Im Dorf gebe es Totgeburten, die im Gewimmel namenloser Arbeiter der Kutter AG niemand zur Kenntnis nehme; Kinder versteckten sich tagelang unbemerkt in „Grabhütten“; eine Rosskäferplage habe Land und Leute mit dem „Erdkrebs“ infiziert.
Dem Scheitern menschlicher Gemeinschaft entspricht eine nicht weniger beängstigende Naturerfahrung. Je tiefer ...