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Nation: | Österreich |
von W. Martin Lüdke
Stand: 01.02.2010
Sprachloses Leiden hat er zur Sprache gebracht. Er hat von sich gesprochen und von denen, die lebten wie er, die arbeiteten wie er, die litten wie er. Er hat die Worte wie das Brennholz eingesammelt, um die sprachlose Wut, die ohnmächtige Empörung, das stumme Leiden zu benennen. Er hat in der Figur des Holl seine eigene Kindheit und Jugend beschrieben, sein Dasein als „Leibeigener“ auf dem Bauernhof seines eigenen Vaters. Er war elf Jahre lang Knecht, dann Lehrling, Arbeiter, Abendschüler, Student. Mit seinem ersten Roman „Schöne Tage“ (1974) ist er auf Anhieb berühmt geworden.
Mit Sprachphilosophie hatte er nichts im Sinn. Anders als viele seiner Kollegen. Im Gegensatz zu Tendenzen, die Österreichs Gegenwartsliteratur, zumindest in einem starken Maße, bestimmen. Ob Peter Handke sich systematisch mit Wittgenstein auseinandergesetzt hat, mag dahingestellt bleiben. Denn gerade das Buch, das als sein ‚realistischstes‘ gepriesen wurde, „Wunschloses Unglück“ (1972), formuliert unmissverständlich seinen Anspruch: „Ich vergleiche also den allgemeinen Formelvorrat für die Biographie eines Frauenlebens satzweise mit dem besonderen Leben meiner Mutter; aus den Übereinstimmungen und Widersprüchlichkeiten ergibt sich dann die eigentliche Schreibtätigkeit.“ – schreibt Handke ...