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Nation: | Österreich |
von Thomas Eder
Stand: 01.06.2006
Die literarischen Arbeiten Franz Josef Czernins, Gedichte, Essays, Aphorismen und Theaterstücke, zeichnen sich dadurch aus, dass sie verschiedenartige Traditionen des Schreibens in sich aufnehmen oder aus sich selbst entwickeln: einerseits die modernistischen oder avantgardistischen Traditionen, sei es die russische Moderne, Dada, der französische Surrealismus, die „Konkrete Poesie“, die Literatur der „Wiener Gruppe“ oder generell das, was man heute mit dem Etikett „experimentelle / neue Poesie“ bezeichnet; andererseits aber verknüpft Czernin diesen Strang der neuen Literatur mit den Traditionen des Barock, der Frühromantik und des Symbolismus. Seine Arbeiten unterscheiden sich von jenen der ‚klassischen‘ Avantgarde dadurch, dass der Materialcharakter der Sprache keineswegs der einzige oder wichtigste Bezugspunkt ist, sondern dass sprachliche Bedeutung, speziell ihre Organisation nach den in Rhetoriken beschriebenen Beziehungen, eine mindestens ebenso wichtige Rolle spielt. Dieser Integration verschiedener Traditionen entspricht, dass in Czernins Werk die verschiedenen möglichen Beziehungen zwischen Sprache, Subjekt und Welt erforscht bzw. in ihrer Konstruktion dargestellt werden.
Bereits in Czernins erstem Gedichtband, „ossa und pelion“ (1979), ist die oberflächlich als Normenverstoß klassifizierbare aufgebrochene Syntax auch so zu lesen, dass sich die einzelnen abgebrochenen Sätze zu verschiedenartigen ...