Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Roland Löffler
Stand: 01.03.2024
Friedrich Kröhnkes frühe essayistische Texte und vor allem seine autobiografische Erinnerung „Zweiundsiebzig. Das Jahr, in dem ich sechzehn wurde“ (1987) zeigen zunächst zwei Aspekte seines Schreibens, eine entschieden linke politische Einstellung und die Fixierung auf eine homoerotische Thematik. Während sich in seinen Romanen und Erzählungen die politische Dimension nur peripher niederschlägt, tritt das Thema der Päderastie in den Vordergrund. Dass Kröhnke die politische Einmischung zurückgenommen hat, dürfte wirtschaftliche Gründe haben. Implizit findet diese Entscheidung einen Ausdruck in der Erzählung „Kleymann und Bellarmin“ (1986): Kleymann, politisch ein ‚Linker‘ und ein Alter Ego des Autors, lebt in Westberlin, Bellarmin, in dem wohl der Schriftsteller Frank-Wolf Matthies abgebildet ist, in Ostberlin. Beide werden im Text distanzierend „Narren“ genannt, weil sie die jeweiligen Trendwenden ignorieren und, von ihnen unberührt, auf ihre ‚alten‘ politischen Themen und Verhaltensweisen fixiert bleiben.
Kröhnke hat aus dem Verhalten seiner beiden „Narren“ offensichtlich die Konsequenzen gezogen und sich von seiner eigenen politischen Fixierung weitgehend gelöst. „Zweiundsiebzig. Das Jahr, in dem ich sechzehn wurde“ berichtet von den Schülerunruhen dieser Zeit. Die Schilderungen zeigen, ohne sich ganz von der Agitation gegen ein bereits durch die 68er-Generation ...