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Nation: | Deutschland |
von Ingrid Laurien
Stand: 01.10.2007
„Ihr Leben lang hatte sie Schwierigkeiten mit dem, was man Zeitgenossenschaft nennt“, charakterisiert Geno Hartlaub sich selbst in einem fiktiven Nachruf. Die Zeit, die Gesellschaft draußen, das war eine feindliche Welt schon für die kleine Tochter des Kunsthistorikers in der späten Weimarer Republik, der die Vorhänge vorzog, wenn draußen die Kolonnen der SA vorbeimarschierten, und seine Kinder zu phantasievollem und kreativem Umgang mit Träumen und Mythen anhielt. Später, auf der Odenwaldschule noch während des Beginns der nationalsozialistischen Herrschaft in einem Freiraum kreativer Entfaltung und Libertinage, bewunderte sie Mary Wigman als „freie, starke, von allen gesellschaftlichen Zwängen unberührte Persönlichkeit“. Dass für sie das von der Gesellschaft und ihren Problemen Unberührte das eigentlich Befreiende geblieben ist, prägt ihre Texte und macht ihre eigentliche Stärke, aber auch ihre Schwäche aus. Es ist das Erbe einer Jugend in einer Atmosphäre bohemehafter, aber nichtsdestoweniger bürgerlicher Innerlichkeit inmitten einer Gesellschaft, der man von vornherein zwar kompromisslos ablehnend, aber ohnmächtig gegenüberstand.
Dass dann die Gesellschaft das „Wunder- und Millionenkind“ doch einholte, als der Vater seine Stellung verlor und die Tochter aus politischen Gründen nicht ...