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Nation: | Österreich |
von Friedrich Voit und Simon Ryan
Stand: 01.03.2023
„Schreiben und ehrlich sein ist das gleiche“, soll Gerhard Roth einmal gesagt haben, und diese Bemerkung, ob authentisch oder nicht, trifft doch den Kern seines schriftstellerischen Selbstverständnisses. Er selbst hat immer wieder auf die subjektive und in einem gewissen Sinne autobiografische Grundlage seiner Texte hingewiesen. Autobiografisch nicht im Sinne einer direkten Schilderung des eigenen Lebens, sondern des Ausdrucks selbst erfahrener Irritationen, Ängste, Wünsche und Phantasien. In seinen ersten Büchern habe er für seine „Zustände noch eine Ausrede gebraucht, literarische Konstruktionen, die man einem anderen unterschiebt. Einen Vorwand, um nicht zu sagen, daß man es selbst ist.“ („Die Kraft des Schreibens“, in: „Profil“, 30. 10. 1974) Und in der Tat schien die literarische Tarnung Roths von Roman zu Roman durchsichtiger zu werden, bis er in dem groß angelegten Prosaprojekt „Die Archive des Schweigens“ (1980–1991) seinem Werk neue Dimensionen erschloss, ohne dass dabei der Bezug zur Biografie des Autors aufgegeben wurde.
Roths Hauptfiguren haben fast alle zu ihrer Umwelt ein gestörtes, zumindest irritiertes Verhältnis – das reicht vom schizophrenen Auseinanderfallen von Ich und Welt in den Aufzeichnungen eines Geisteskranken („die autobiographie des albert ...