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Nation: | Deutschland |
von Michael Töteberg
Stand: 15.09.2019
„Warum soll Theater nicht so etwas wie ein Fluchtort sein? Ich meine das jetzt gar nicht negativ als Rückzug ins Private, die Idylle, sondern eher umgekehrt: ein Ort der Selbstbesinnung vielleicht, der Klärung, der Versammlung; eine Zelle, um neue Entwürfe zu machen, Ausgangspunkt für mögliche Offensiven (…).“ Diese Sätze aus einem Gespräch mit Horst Laube („Theater heute“, Jahresheft 1976) umreißen die ästhetischen Wirkungsabsichten der Dramatikerin Gerlind Reinshagen. Immer waren es aktuelle, zeitnahe Themen, die sie aufgriff, denen sie sozialkritische Einsichten abgewann, in denen sie aber zugleich „Einsprengsel, Bruchstücke idealer Konstellationen (…) auch in der verzweifeltsten Existenz, im desolatesten Milieu“ aufzuspüren suchte. Diese Tendenz macht ihr Werk angreifbar – Laube spricht von der Gefahr, „einem öden Mittelwert das Wort zu reden, auf den das Leben mal Sonnenschein, mal Regen streut“–; diese Tendenz ermöglicht es der Bühnenrealisation, eine utopische Dimension zu entfalten, die über die kritische Zustandsschilderung hinausweist. Auch die Dialogsprache vollzieht diese Bewegung: Sie ist realistisch grundiert (Aufnahme von umgangssprachlichen Topoi und Jargonprägungen), wird aber überhöht durch Vers oder rhythmisch durchgestaltete Prosa. Das Personal stammt aus dem Kleinbürgertum; Menschen, ...