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Nation: | Schweiz |
von Bruno H. von Weder und Ingrid Laurien
Stand: 01.06.2008
Wer eines der frühen Bücher von Gerold Späth liest, sollte eingehend die Umschlaggestaltung betrachten; denn dort werden in schierer Emblematik Wesenszüge der Erzählinhalte gespiegelt (für Späth ist die Umschlaggestaltung Teil des Buchs, man könnte sie als interpretatorische Inhaltsangabe verstehen). Beispiele, die dies verdeutlichen, sind das Labyrinth für „Die heile Hölle“ (1974) und die Vierwesenfigur für „Balzapf oder als ich auftauchte“ (1977). Die Letztgenannte offenbart die vierteilige Gliederung des Romans, wobei jedes Teilwesen eine inhaltliche Entsprechung zu einem „Helden“ aufweist (neckisch dabei die veränderte Visage von Oswald von Wolkenstein). Auch Grimmelshausens Titelkupferstichfigur zum „Simplizissimus“ hat nachgewiesenermaßen emblematische Funktion, doch wäre es falsch, Späth als Kopisten des deutschen Barockdichters einzustufen. Zwar hat die Literaturkritik schon beim Erstling „Unschlecht“ eine ganze „Ahnengalerie“ (von Rabelais über Sterne und Jean Paul bis hin zu Faulkner) bemüht (warum eigentlich nie Arno Schmidt?), doch ist dies eine allzu vereinfachende Sicht, die den komplexen Strukturen nicht gerecht wird, obwohl bei oberflächlicher Betrachtung ohne Zweifel Parallelen festzustellen sind. So können die Kapitelüberschriften im Roman „Unschlecht“ (1970) durchaus mit denjenigen im „Simplizissimus“ verglichen werden; ...