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Nation: | Österreich |
von Lutz Hagestedt
Stand: 01.10.2009
Gertrud Fusseneggers Alterswerk wird fast ausschließlich von religiösen Motiven bestimmt. Das Religiöse hat ihre langjährige Autorschaft wie ein ‚basso continuo‘ begleitet und wurde zuletzt immer volltönender, bis es schließlich über alle anderen Themen dominierte. Gleichwohl war der Autorin der christliche Glaube nicht immer selbstverständlich. Es gab bei ihr eine „Zeit der wechselnden Valuten“, in der sie sich vor die Entscheidung gestellt sah: Religiosität oder Modernität, und sie thematisierte dieses künstliche Gegensatzpaar in ihrem Roman „Zeit des Raben Zeit der Taube“ (1960). Die Schlüsselfiguren, Léon Bloy und Marie Curie, sollten zwei Welten vertreten: die Welt des armen Poeten, der seine Dichtung als „Form des Gebets“ (Kafka) verstand, und die Welt der Entdeckerin des Radiums, die ihr ganzes Leben dem wissenschaftlichen Fortschritt widmete.
Mit ihrem Lebensbericht „Ein Spiegelbild mit Feuersäule“ (1979) spielte die Erzählerin schon im Titel zweimal auf die Bibel an (Exodus 13,21 und 1. Kor. 13,12). Darüber hinaus sind „Spiegelbild“ und „Feuersäule“ natürlich autobiografisch und zeitgeschichtlich konnotiert.
1972 erschienen die „Bibelgeschichten“ für Kinder, 1983 der Roman „Sie waren Zeitgenossen“, der das besetzte Israel zur Zeit Jesu schildert.
Fussenegger nimmt ...