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Nation: | Deutschland |
von Oskar Sahlberg
Die Faszination, die Benns Werk in den fünfziger Jahren – vor allem auch auf einen großen Teil der literarisch interessierten Jugend – ausübte, war von hypnotischer Intensität. Benn war der „Phänotyp dieser Stunde“, wie es Wellershoff im Titel seines Buches über Benn ausdrückte. Jene unvergleichliche Wirkung war in der Epoche begründet – im Wirtschaftswunder, gegen dessen alles niederwalzenden Materialismus sich nur Benns esoterische Poetik, sein mystischer Nihilismus und seine unerbittliche polemische Verweigerung zu behaupten schienen. Als in den sechziger Jahren die Machtstrukturen der Gesellschaft und die Hoffnung, sie zu verändern, ins Bewußtsein traten, verschwand Benn aus der Diskussion. Erst als dann Ende der siebziger Jahre die Ohnmacht des Individuums gegenüber diesen Strukturen wieder deutlich empfunden wurde, begann sich ein neues Interesse für Benn zu entwickeln. Sein stoischer Rückzug auf sich selbst als Abpanzerung gegen die Machtverhältnisse ist wieder nachvollziehbar geworden. Es war das Spätwerk Benns (ab etwa 1935), von dem damals die Wirkung ausging, und das Gleiche scheint für die Gegenwart zu gelten. Ein wesentlicher Reiz seines Werkes besteht aber gerade in den Verwandlungen, die Benn durchmachte: Es war ein ...