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Nation: | Deutschland |
von Franz Josef Görtz
Stand: 01.06.1997
Die in Guntram Vespers frühen Lyrikbänden veröffentlichten Texte sind Teil einer umfangreichen Sammlung von Gedichten, die (zwischen 1958 und 1963 entstanden) fast alle das gleiche Thema haben: die Teilung Deutschlands, den Verlust der Heimat, die Versuche des Autors, sich im Westen anzusiedeln. Da ist Deutschland ein „Land um eine Achse aus Draht“, da „schmatzt der Tod“ in Sachsens Apfelbäumen, werden die Linden auf dem Marktplatz „dem Schußfeld geopfert“, ist die „spitzelschwangere“ Nacht „verpackt in Patronen“ und empfiehlt sich, schließlich, der „Gang über die Grenze“.
Und dennoch sind diese Gedichte, die mit „Deutschland“, „Sachsen“, „Deutsches Märchen“, „Besetzte Zone“, „Vertrieben“ oder „Soldaten“, „Der Wächter“, „Tag im Juni“ und „Nach Westen“ überschrieben sind, nicht eigentlich politische Gedichte. Sie klagen, aber sie klagen nicht an. Sie berichten von einem Land, das nicht länger Heimat sein konnte, und von einem anderen, das diese längst nicht ersetzt: „Ich bin von den Zuständen hierzulande, von der ‚eiskalten Luft des Gebirges‘ hier sehr fremd angerührt worden und habe stark daran gelitten. Ich schwebte ja hier ohne soziale Beziehungen durch die Welt des ‚Wirtschaftswunders‘, durch den ...