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Nation: | Deutschland |
von Ernst Weber und Cornelia Krauß
Stand: 01.06.2009
Hannelies Taschau gehört zu einem Schriftstellertypus, für den Schreiben weniger Berufsausübung als primär eine Form der Bewältigung des eigenen Lebens ist. Der oft zitierte Satz „Schreibend artikuliere ich meine Ängste und Hoffnungen“ meint nicht subjektivistische Nabelschau, sondern ein reziprokes Verhältnis von Selbsterfahrung und Erfahrung gesellschaftlich-politischer Wirklichkeit. Es ist ein nicht entfremdetes Schreiben, das seine Impulse aus den persönlichen Bedürfnissen empfängt. Taschau vermeidet jede aus dem gesellschaftlichen Nimbus der Literatur beziehungsweise des Autors resultierende Bevormundung des Lesers. Als Autorin „habe sie weder eine Sendung noch eine Botschaft zu bringen“. Sie müsse nicht moralisch sein und nicht gerecht, nicht gesellschaftskritisch und nicht mutiger als andere. Dieses partnerschaftliche Verhältnis zum Leser impliziert ein Herausnehmen der eigenen Person aus dem öffentlichen Blick. Der oft versuchte biografische Zugang zu ihren Texten, der angesichts des autobiografischen Stoffes sich anzubieten scheint, wird bewusst versperrt. Der Leser ist aufgerufen, sich an die komplexen Bedeutungsstrukturen des Werks zu halten, da diese nicht in der Biografie oder einem Autorkommentar aufgehen.
Hauptthema des Werks sind gescheiterte oder gelungene Ichfindungsprozesse, die durch eine als bedrückend oder gewalttätig erfahrene Umwelt ausgelöst ...