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Nation: | Deutschland |
von Michael Bielefeld
Am 3.Juni 1955 wandte sich Nossack, auf der Suche nach einem Verleger für seine künftigen Arbeiten, brieflich an Peter Suhrkamp mit dem Bekenntnis, dieser sei als „Einzelgänger der einzige überlebende Verleger“. Gleichzeitig warnte er vor dem geschäftlichen Risiko, seine Schriften zu verlegen, weil er gewiß war, daß von ihm keine gewinnträchtigen Bestseller zu erwarten sein würden. „(…) ich bin zu keinen modischen Publikumskompromissen bereit; ich werde schreiben, was ich schreiben muß oder was zu schreiben mir Spaß macht, und damit gut.“ Diese harsche, beharrlich eingehaltene Absage des damals immerhin schon Vierundfünfzigjährigen an die Anpassung an Konjunkturen entsprang keiner kurzschlüssigen Reaktion, sondern begründete sich aus dem klaren Bewußtsein der unzeitgemäßen Eigenart seines Literaturbegriffs und der Erkenntnis, daß seine Intentionen und Motive mit keiner der sich entwickelnden Tendenzen der westdeutschen Nachkriegsprosa vereinbar waren.
Seine mehrfach unverhohlen geäußerte Verachtung für das „Tagesengagement“, das in der Behandlung von „Tagesproblemen“ nach seinem Verständnis lediglich „Tageswahrheiten“ produziere und zu unschöpferischer „Freizeitliteratur“ führe, hat ihren Grund in einem Schreibantrieb, der aus einem tieferen, seine persönliche Existenz betreffenden Bedürfnis stammt. Verbunden damit ist ein Kunstbegriff, der ...