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Nation: | Schweiz |
von Jürgen Egyptien
Stand: 01.06.2006
Hans Rudolf Hiltys Schaffen ist von bemerkenswerter Vielfalt. Es umfaßt Lyrik, erzählende Gattungen, Drama und Hörspiel, historische und literaturwissenschaftliche Studien, Essayistik und Tagesjournalismus, Übersetzungen und nicht zuletzt Herausgebertätigkeit.
Bis in die Mitte der fünfziger Jahre dominieren in allen Gattungen ein überlebter Idealismus und eine ganz im Banne von Goethes Morphologie stehende Weltanschauung, die in geradezu grotesker Weise mit den historischen Erfahrungen der ersten Jahrhunderthälfte kontrastieren. Es ist für diese Phase symptomatisch, wenn Hilty in seiner Emil Staiger verpflichteten Dissertation „Carl Hilty und das geistige Erbe der Goethezeit“ (1953) auf die moderne Gegenwartsliteratur einen ebenso abschätzigen Blick wirft wie auf die rationalistische Philosophie der Französischen Revolution und das normative Kunstverständnis dieses philiströsen Staatsrechtlers, Volkspädagogen und dilettierenden Dichters aus dem 19.Jahrhundert zur eigenen Maxime macht. Der Gedichtband „Nachtgesang“ (1948), das Spiel „Der kleine Totentanz“ (1953), die beiden Erzählbände „Die Entsagenden“ (1951) und „Das indisch-rote Heft“ (1954) lassen jedenfalls in ihrer künstlichen Klassizität daran keinen Zweifel.
Offenbar ist diese anachronistische Weltsicht durch Hiltys Tätigkeit als Herausgeber der Zeitschrift „hortulus“ erschüttert worden, die ihn vor allem mit ...