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Nation: | Deutschland |
von Walter Schmitz
Hans Werner Richter gehörte zu der kleinen Gruppe von Schriftstellern, die in ihrem literarischen Schaffen und in ihrem politischen Handeln die demokratische Tradition der Weimarer Republik bewahrt und fortgesetzt haben. Die nationalsozialistische Herrschaft hatte ihm den Weg zur öffentlich wirkenden Literatur versperrt; für sein Werk wurde ihr Zusammenbruch bestimmend. Das „innere Erlebnis“ der Gefangenschaft („Deine Söhne, Europa“, S.6) gab ihm wie anderen, die sich als „junge Generation“ verstanden, obschon sie eigentlich einer „Zwischengeneration“ angehörten (vgl. zu dieser Problematik Walter Kolbenhoffs Roman „Heimkehr in die Fremde“), den Anstoß zur „Erneuerung einer demokratisch-sozialistischen Literatur“ (Schäfer, S.110), und die US-Behörden richteten mit der überregionalen, im Fort van Etten (später Fort Kearney) verlegten Lagerzeitung „Der Ruf“ dafür das publizistische Forum ein. So konstituierte sich ein bald schon wichtiger Teil der westdeutschen Nachkriegsliteratur in den amerikanischen Kriegsgefangenenlagern. Obschon man sich über die Phasen des „Ruf“ noch uneinig ist (vgl. Wehdeking, S.17–20, dagegen Vaillant, S.17), verleugnet der Münchner „Ruf“, den Andersch und Richter zum „Oppositionsblatt“ (Vaillant, S.80) umbauen wollten, keineswegs, daß er ein Nachfolgeorgan jenes amerikanischen ist. Die Grundpositionen bleiben, wenn auch ausgebaut ...