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Nation: | Schweiz |
von Eckhard Franke und Oliver Ruf
Stand: 01.08.2007
„Richards Material war sein eigener Zustand“, heißt es in Botho Straußʼ Roman „Die Widmung“. Den (Prosa-)Figuren Hansjörg Schneiders lässt sich dasselbe nachsagen und, eingeschränkt, dem Schweizer Autor selbst. „Jedes Buch und jedes Theaterstück ist eine Haut, die ich abstreife und liegenlasse. Und immer muß ich mir wieder eine neue Haut wachsen lassen“, notiert Schneider in sein Tagebuch einer Krise, „Wüstenwind“ (1984). Schreiben als (Ver-)Äußerung des Innersten: Für Hansjörg Schneider ist literarische Produktion identisch mit permanenter Selbstvergewisserung. Seine literarischen Anfänge, hektografierte Bändchen mit Gedichten, Skizzen und kleinen Erzählungen, die in die frühen 1960er Jahre zurückreichen, schöpfen kaum verstellt aus autobiografischem Material. Meist sind es dieselben Motive, Kindheit in der erdrückenden Kleinstadt, Jurasüdfuß-Stimmungen mit Sommer-Idyllen und herbstlicher Schwermut, das streng konservative Elternhaus, der als Liebesentzug wahrgenommene (Frei-)Tod der Mutter, das aufkommende Bewusstsein des Heranwachsenden für die miefige Begrenztheit der privaten und gesellschaftlichen Horizonte. Bestimmend wird das Empfinden sozialer Vereinzelung und, als Reaktion, die Flucht in ein überschwenglich-lyrisches Naturempfinden („(…) die weiche Landschaft mit den schlanken Laubbäumen beruhigte mich. Sie gab mir Kraft, meine Einsamkeit zu genießen, und verführte mich zu ...