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Nation: | Deutschland |
von Albrecht Kloepfer
Harald Hartungs Gedichtband „Traum im Deutschen Museum“ (1986) mit seinen etwa 120 Gedichten gewährt einen beinahe vollständigen Blick auf des Autors lyrische Arbeiten aus zwanzig Jahren. Zu solcher Sparsamkeit gesellt sich ein konsequent leiser, unspektakulärer Tonfall. Allenfalls indirekt lassen sich aus den Gedichten politische oder gesellschaftliche Positionen oder gar Appelle ablesen. Vielmehr wird eine Folge lyrischer Tagebuchblätter erkennbar, mit denen sich der Autor – ausgehend von Alltagsbeobachtungen und Leseerfahrungen – vorsichtig seiner selbst zu vergewissern sucht. „Keine schöne Biographie, aber eine schöne Portion Skepsis – das bleibt“, so umschreibt Hartung, mit Rückgriff auf ein Zitat Giuseppe Ungarettis, im Klappentext des genannten Buches seinen poetologischen Standpunkt.
Hochschullehrer und Kritiker sind die „Brotberufe“, die Hartungs literarische Arbeit von äußeren Zwängen unabhängig machen. Jedoch ist seine lyrische Praxis der Ausgangspunkt auch für seine eher theoretisch orientierte Arbeit als Essayist, Übersetzer und Herausgeber, die sich der nationalen und internationalen Lyrik des 20.Jahrhunderts – und insbesondere des Zeitraums nach 1945 – zuwendet. „Ich mußte niemals für den Markt schreiben – und gerade der Lyriker, denke ich, sollte den Alltag um ihn herum nie vergessen.“ (Rede zur Verleihung des ...