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Nation: | Deutschland |
von Theo Buck und Nicolai Riedel
Stand: 01.03.1997
Daß der Schriftsteller Heiner Müller Normen sprengte, ist der literarischen Welt spätestens bei seinem Tod klar geworden. Einer, der so wie er einen ganz eigenen Weg verfolgte, läßt keinen gleichgültig; er schaffte sich leidenschaftliche Anhänger oder eben auch erbitterte Gegner. Der neben Brecht und Beckett sicher bedeutendste Dramatiker des 20.Jahrhunderts war im Westen nicht wenigen als Kommunist suspekt. Begierig ergriffen sie die vermeintliche Gelegenheit, dem unliebsamen Mann ‚eins auszuwischen‘, als er (zu Unrecht) verdächtigt wurde, informeller Mitarbeiter der Stasi gewesen zu sein. In seiner ostdeutschen Heimat wurde die für ihn charakteristische „kritische Solidarität“ von der Partei gleichfalls wenig geschätzt. Schon 1961 erfolgte der Ausschluß aus dem Schriftstellerverband der DDR. Häufige Verzögerungen und Verbote von Druck oder Aufführungen seiner Stücke bestimmten danach seinen literarischen Weg. Allein die Bühnenerfolge im westlichen Ausland verschafften dem Künstler den nötigen Freiraum. Ein Satz Müllers umreißt auf prägnante Weise seine Grundorientierung: „Bis zu meinem Tod muß ich mit meinen Widersprüchen leben.“ Autoren mit solcher Ausrichtung wirken irritierend, zumal dann, wenn sie die Realität im Zeichen von Opfern und Tätern sehen. Die ...