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Nation: | Deutschland |
von Birgit R. Erdle
Stand: 01.06.2006
„Ein Nahestehender“: So nannte der als Meister der ‚kleinen Form‘ und Detektiv der Alltagsgeschichte Berlins bekannte (Ost-)Berliner Schriftsteller Heinz Knobloch den im Berlin des 18.Jahrhunderts tätigen Zeichner und Illustrator Daniel Chodowiecki in einem ihm gewidmeten Feuilleton. Denn Chodowiecki habe „den Alltag, den er auf der Straße und – nach eigenen Worten – durch Schlüssellöcher sah, gründlich und ehrlich wiedergegeben“: Ein „Nahestehender“ also, weil seine Aufzeichnungen das Individuelle, den Augenblick, das Detail, das konkrete soziale Alltagsleben zur Sprache brachten.
Als Feuilletonist, der journalistischen Bericht und literarisches Erzählen, Historiografie, Essay und Fiktion verknüpfte, repräsentiert Heinz Knobloch einen in der Literaturlandschaft der DDR eher unüblichen Typus – den des Flaneurs. Denn: „Marschierend“, betonte Knobloch, tauge der Feuilletonist „zu nichts“. Indem er der Gangart des Marschierers jene des Flaneurs entgegenstellte, unterschied Knobloch nicht nur zwei Perspektiven auf historische und gegenwärtige Alltagsrealität, sondern charakterisierte auch das narrative Verfahren seiner Texte. Die flanierende, feuilletonistische Schreibweise wurde ihm zu einem ästhetischen Verfahren, das erzählerische Experimente, ironische Anspielungen, Öffnungen und Brüche ermöglichte. Er verstand das Feuilleton als variable und dialogische Form, die den Leser ...