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Nation: | Deutschland |
von Barbara Lersch-Schumacher
Stand: 01.03.2009
„Schreiben wollte ich bereits als Kind. Da ich damals noch keinem Leistungskomplex unterlag, gestattete ich mir nach meinem schriftstellerischen Debüt im Familienkreis eine längere schöpferische Pause. Mit sechzehn verfaßte ich ein blutrünstiges Drama, worüber alle gewaltig lachten. Es mangelte mir an menschlicher Reife, denn ich begriff nicht, daß mir damit etwas sehr Schwieriges gelungen war. Ich wandte mich anderen Dingen zu, über denen ich meine schriftstellerische Berufung aus den Augen verlor. Ich unterzog mich willig sämtlichen Frauenförderungsmaßnahmen, erwarb fast alle Abzeichen ‚Für gutes Wissen‘ und leistete meinen Beitrag zur Reproduktion der DDR-Bevölkerung. Als ich mein altes Vorhaben längst endgültig vergessen hatte, brachen die vorliegenden Geschichten völlig ungerufen aus mir heraus. Fast ist mir, als ob ich nur ein Medium war, und ich staune selbst, wie ungeschminkt sie sind.“
Dies ist der „Nachsatz“, mit dem die 40-jährige Helga Königsdorf ihre 1978 unter dem Titel „Meine ungehörigen Träume“ erscheinende Debütveröffentlichung kommentierend abschließt. Die Selbsterklärung enthält in nuce das poetische Programm, dem Königsdorfs literarische Produktionen folgen. Vor allem drei Dinge springen dabei ins Auge:
Erstens schreibt Königsdorf der Tatsache, dass sie ...