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Nation: | Österreich |
von Klaus Kemetmüller
Stand: 01.01.2006
„Enemy of Gemütlichkeit“ nannte der amerikanische Journalist Joseph Wechsberg Helmut Qualtinger in einem Feature in der Zeitschrift „The New Yorker“. „Er ist ein Schurke mit einem makabren Charme, den Österreicher und Ausländer gleicherweise unwiderstehlich finden.“ Diese Würdigung eines österreichischen Aggressions-Giganten und Untergangs-Satirikers in der Gefolgschaft von Johann Nestroy und Karl Kraus blieb auch bislang an Ausführlichkeit und Genauigkeit unübertroffen. Im eigenen Land galt der gargantueske Misanthrop als Kulturwunder, dem man auf dem Umweg über die Boulevard-Presse beizukommen glaubte. Als Schriftsteller wird Qualtinger unterschätzt.
Die fadenscheinige Gemütlichkeit der österreichischen Nachkriegs-Kultur und ihre von ausländischen Mächten geborgte Lebensqualität erbarmungslos entmythologisiert und die Figur des sich als Mittelpunkt eines selbstgefälligen Universums empfindenden Durchschnittswieners von seinem Marzipan-Podest gestoßen zu haben, ist ein Verdienst des Allroundkünstlers Qualtinger, der den längst vernachlässigten Kunstformen des Kabaretts und der Satire in den fünfziger Jahren eine neue Realität gab. Sein Bemühen, eine Synthese aus Kabarett und satirischer Literatur herzustellen, ist allerdings nicht ganz geglückt.
Qualtingers Schlüsselerlebnis als junger Literat war die Uraufführung seines Bühnenerstlings „Jugend vor den Schranken 1948“ in Graz. Vom Schock dieses Theaterskandals (das ...