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Nation: | Deutschland |
von Ulrich Schmidt und Jens Dirksen
Stand: 01.03.2005
Literatur sei für ihn „der immer wieder neue und vielleicht immer mißlingende Versuch, Unterhaltung und Aufklärung miteinander zu verbinden“. Was Hermann Kinder als Autor will und wie er sich ein zeitgemäßes Schreiben vorstellt, darüber hat er sich besonders anschaulich in der Rede „Von den Bildern im Kopf“ geäußert: „Meine Literatur sagt nicht: So ist es, sondern sie sagt: So sieht es einer, und sie fragt: Ist das richtig?“ (S.78) Diese Formel scheint banal und gibt doch prägnant Auskunft über den literarhistorischen Standort von Kinders Schreiben. Gegen den scheinbar objektiven Realismus des „So ist es“ setzt Kinder in der Tradition der literarischen Moderne nicht nur die Erfahrung der Subjektivierung („So sieht es einer“), sondern auch deren Reflexion: „Ist das richtig?“ Die Spannung zwischen dem „Recht zu den Bildern im Kopf“ und der „Pflicht des Zweifels gegen sie“ (S.76) bestimmt seine Wirkungsabsichten von „Unterhaltung“ und „Aufklärung“ – von entlastender „Bestätigung unserer Erfahrungen“ (S.73) und deren Infragestellung und Entlarvung als „Selbsttäuschungen“ (S.75). In literarische Verfahren umgesetzt, bedeutet das für den Autor, „in den Text Widersprüche, Sprünge, Wechsel, Störungen ...