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Nation: | Deutschland |
von Gustav Zürcher
„KEINE VERÄNDERUNG / MIT EINEM MORSCHEN PRIVATLEBEN! und: wir sollten / auch für große Ziele nicht die kleinen Gemeinheiten / in Kauf nehmen. / Auch in der stärksten Stimme klingt manchmal / ein kindliches Schluchzen nach: vergessen wir das / nicht!“ Mit diesen Sätzen aus dem „Brief in die Saunen der Jungsozialisten“ („Der Biß ins Gras“, 1976) spricht Hugo Dittberner eine Erfahrung aus, die der Leser mit fast jedem seiner Gedichte und Prosatexte machen kann. Das ‚morsche Privatleben‘ ist der thematische Kern, um den sich die Texte gruppieren lassen. Doch gibt sich dieses Leben nicht so privat, daß es seine verdeckte Öffentlichkeit verkennen würde, noch ist es so morsch, daß im tödlichen Ritual trainierter Alltagspraxis die Hoffnung auf „VERÄNDERUNG“, die ‚großen Ziele‘ abgestorben wären. Nirgendwo verlockt den Autor der Befund über die Brüche im eigenen Ich und in den zwischenmenschlichen Beziehungen dazu, sich in der resignativen Behaglichkeit des Selbstmitleids einzurichten, es beim ‚So ist es‘ bewenden zu lassen. Dabei speist sich das Vorwärtstreibende, Ermutigende, das als appellatives Leitmotiv auch da noch spürbar ist und auf den Leser überspringt, wo das Thema mutlos macht ...