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Nation: | Deutschland |
von Florian Auerochs
Stand: 15.02.2020
Februar 2013: Inger-Maria Mahlke ist eingeladen, mit dem Kölner Armutsforscher Christoph Butterwege das Thema ‚Prekäre Welten‘ im Literaturhaus Hannover zu debattieren. Anlass ist die Veröffentlichung ihres zweiten Romans „Rechnung offen“ (2012), in dem Mahlke einmal mehr ihr auch morbides Interesse an der Erforschung pathologischer Phänomene in einer von Prekarisierungsprozessen gekennzeichneten sozialen Realität markiert, die, wie Mahlkes beschreibungsintensives Romanwerk demonstriert, „des Pinsels eines Realisten“ (von Ebner-Eschenbach gemeint: Naturalisten) würdig ist. Die empirische Ausbildung der Autorin – sie war als Rechts- und Kriminalwissenschaftlerin tätig – fügt sich der literarischen Sozial-Soirée, galt der Schriftsteller doch schon im Naturalismus als Soziologe, Statistiker, Psychologe oder Vererbungsforscher.
Die klinische Protokollsprache und ein filmisches, zur einzelperspektivischen ‚Totalrepräsentation‘ umgebrochenes Erzählen situiert bereits den Erstling in einem solch milieubetonten Schreibprogramm. Als literarische Mikroskopierung eines Alleinseins, das in den intimen Ausnahmezustand gerät, schildert der Roman „Silberfischchen“ (2010) die exemplarische Fallgeschichte eines selbstquälerischen Identitätsmanagements und das sich darin gründende Scheitern menschlich-karitativer Bezugnahme.