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Nation: | Deutschland |
von Werner Jung (E Heinrich Vormweg (E) und Thomas Thelen (B) B)
Stand: 15.02.2014
„Dies ist eine Erzählung, die erzählt, was nicht passiert ist oder passieren wird, was nicht vorgekommen ist und nicht vorkommt. Dies ist eine Erzählung, in der das, was in ihr passiert, sich gleichgültig verhält gegen das, was außerhalb von ihr passieren kann. Der Erzähler entwirft eine Möglichkeit.“ Mit diesen Sätzen ließ Helmut Heißenbüttel sein Nachwort zu „Ossip und Sobolev oder Die Melancholie“ von Ingomar von Kieseritzky beginnen, mit dem er 1968 das erste Buch des damals 24-jährigen Autors den Lesern zugänglicher zu machen versuchte. Die Sätze bezeichnen noch immer präzis – wenn auch sehr allgemein – das literarische Verfahren Kieseritzkys, wie es sich auch in den folgenden umfangreichen Prosaentwürfen, Romanen und einer ganzen Reihe von Hörspielen modifiziert hat. Kieseritzkys literarische Produkte bestehen aus mittels Wörtern entworfenen, in Wörtern konkretisierten Möglichkeiten, die allesamt, in sich völlig schlüssig, mit einem dringlichen Anschein der Notwendigkeit im Möglichen, und das heißt im phantastisch Absurden angesiedelt sind.
Kieseritzkys Verfahren ist extrem ungesichert, von ungemilderter Offenheit, dabei jedoch in exemplarischer Konsequenz bezogen ...