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Nation: | Österreich |
von Christine Grond
Stand: 01.10.2009
Die Texte Ingram Hartingers verzichten auf traditionelle Vorgaben der ‚Lesbarkeit‘ von Literatur, ihre formalen und inhaltlichen Strukturen sind nicht eindeutig nachzuvollziehen – eher geht es Hartinger um die Auflösung oder Fragwürdigkeit jeglicher Struktur, um das Ringen um Begriffe, Bedeutungen, Ausdruck, Erinnerungen in einem Rhythmus des Hervorbrechens und Zurückweichens, des Auffindens und Verwerfens von Sprache. „Das denke ich / Ist Dichtung / Was sich zusammendrängt / Mit Explosion und / Sich verwirft“ heißt es in einem Gedicht („Unwirsch das Herz“, 1991).
Der Umgang des Autors mit dem Material Sprache und den literarischen Normierungen ist programmatisch respektlos. Die Texte Hartingers sind keine geschlossenen Werke literarischer Fiktion, sondern es wird in ihnen Literatur als ein Schreibprozeß vorgeführt, im Bewußtsein der Wirkung, die dieser Prozeß für den Autor selbst wie auch für den Leser hat – „Eine Sprache finden, ein Sprechen, ja, aber etwas allein Lektürenhaftes, eine Geschichte, nein.“ („Schöner schreiben“, 1986). Alle möglichen Formen von Zensur und Beschränkung sollen dabei außer Kraft gesetzt werden: neben den moralischen auch sprachliche und literarische (und zwar traditionelle wie experimentelle). Die Exposition psychischer Vorgänge und Zustände, von ...