Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Anna Echterhölter
Stand: 15.07.2012
Sonor, manchmal brüchig, etwas querulant, aber nicht so laut, eigentlich sogar betont in mittlerer Lage und bei aller Ironie aufrichtig zeitkrank: Jan Böttchers Texte wurden als Lieder bekannt, in Begleitung von Gitarre, Kontrabass oder Klavier. Der transparente Jazzpop der Band „Herr Nielsson“ war gegen Ende der 1990er Jahre so etwas wie ein kleines Ereignis. Er traf mit heimleuchtender Genauigkeit den Ton und die fassadenlosen Haltungen im neuen Ostberlin, irgendwo zwischen Norddeutschland und Osteuropa („Liebesleid und Fischigkeit“, 1998; „Herr Nilsson ist ausgezogen“, 1999; „Der erste eigene Wasserwerfer“, 2000; „Einfacher sein“, 2003; „Vom anderen Ende des Flures“, solo 2008).
Auch wenn seit der Jahrhundertwende die Romane häufiger erscheinen als die Alben: Es liegt sehr nahe, Böttcher im Zusammenhang mit seinen bandartigen Arbeitsumfeldern zu betrachten, die man sich fast nicht Netzwerk zu nennen traut, angesichts ihres ostentativ nichtökonomischen Anspruchs, gemeinsam etwas Eigenes zu machen. Insofern haftet das von Böttcher selbst mitinitiierte „KOOK-Label“ wesentlich besser als das beliebige „Pop-Label“, das an für Böttcher untypischen Abseits- und Verworfenheitselitismus erinnert, sowie an den Hang zu Allüre und Prätention. KOOK verspricht dagegen so etwas wie ein invisible college der kompetenten Eigenbrötler ...