Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Ulrich Fischer
Stand: 15.05.2021
John von Düffel zeichnet eine seltene Doppelbegabung aus: Er beherrscht sowohl die epische wie die dramatische Form. Hinzu kommt, dass Düffel ebenso als Dramatiker wie als Dramaturg arbeitet – beide Tätigkeiten durchdringen und fördern sich wechselseitig.
Düffel begann als Journalist und Hörspielautor. Bei der Produktion von Hörspielen faszinierte ihn, wie Schauspieler mit ihren Stimmen seine Figuren zum Leben erweckten. Nicht zuletzt diese Erfahrung bewog ihn, ans Theater zu gehen, und so begann er kurz nach dem Fall der Mauer seine Bühnenlaufbahn als Dramaturg in Stendal. Dort konnte er erste, teilweise kabarettistische Texte auf der Bühne erproben.
Als sein eigentliches Dramatikerdebüt gilt „Oi“ (1995) – der Schlachtruf rechtsradikaler Skinheads, die „deutsch“ zu „doitsch“ verfremden –, ein Stück über den fortdauernden und wieder auflebenden Faschismus in Deutschland. Dieses Thema hat Düffel mehrfach in den Mittelpunkt seiner Stücke gerückt, z.B. in „Solingen“ (1995) – der Titel verweist auf den Brandanschlag von Neonazis gegen türkische Mitbürger in der nordrhein-westfälischen Stadt, der die bundesrepublikanische Öffentlichkeit auch deshalb schockierte, weil es nicht länger möglich war, den Neofaschismus auf ein ostdeutsches Phänomen zu reduzieren. In „Solingen“ diskutierte Düffel auf hohem Niveau ...