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Nation: | Deutschland |
von Harro Zimmermann
Stand: 01.03.1998
„Daß meine Generation das Dritte Reich durch- und überlebt hat, ohne schuldig geworden zu sein, verdankt sie kaum einer besonderen Charakterstärke, sondern lediglich ihrem Geburtsdatum. Wir haben daher kein Recht, aus dieser zufälligen politischen Unschuld moralisches Kapital zu schlagen. Wir würden diese unverdiente Mitgift der Nichtbelastung verlieren, wenn wir nicht durch redliche Kleinarbeit, durch Aufstellen von Warnsignalen einen beginnenden Rückfall in die Geisteshaltung von gestern zu verhindern suchten“. Der Dortmunder Autor Josef Reding formuliert hier einen der Nervenpunkte seines gesamten literarisch-publizistischen Schaffens. Ihm definiert die geschichtliche Erfahrung des faschistischen „Machtwahns“ die Maßstäbe einer Literatur, die nicht mehr „Nabelbetrachtung“ sein darf, sondern die gesellschaftlichen Widersprüche unserer Zeit, ihre intellektuelle Auszehrung und ihre politischen Gefährdungen kritisch zu benennen hat. Das „genaue Wort zum frühesten Zeitpunkt“, das „Aufspüren von Viren“ in den „Krankheitsherden“ der Nachkriegsgesellschaft wird zur Aufgabe einer Schriftstellergeneration, der die Erfahrung des Nationalsozialismus zu einem „besseren Geschichtsbewußtsein“, zu einer „festeren Haltung“ und zur „härteren Selbstkritik“ verhelfen muss. „Selbstkritik“ – in diesem Anspruch liegt für Reding nicht allein die Verpflichtung, die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten, sondern vor allem die Notwendigkeit der ...