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Nation: | Italien |
von Christoph König und Hermann Korte
Stand: 01.03.2024
Zoderers Texte sind in der Fiktion ausgetragene oder vermittelte Anstrengungen des Autor-Ichs, das zu sich selbst unterwegs ist. Das Auseinanderfallen von Ich und Welt, die Leiden des Einzelnen an den Umständen, deren Verarbeitung und Überwindung, aber auch die Zweifel am eigenen Vorgehen in diesen Konflikten sind Themen, auf die Zoderer immer wieder zurückkommt. Faszinierend, wie er imstande ist, sich dabei inhaltlich wie formal stets weiter zu entwickeln. Werden anfänglich außerliterarische Schemata und Deutungsmuster literarisch umgesetzt, also ‚bebildert‘, so sucht er im Verlauf seiner Entwicklung immer mehr den ballastfreien Ansatz, der sinnliche Erfahrungen zum Ausgangspunkt hat.
In seiner Lyrik geht die Entwicklung von Ideologiekritik („S Maul auf der Erd“, 1974), der die Kritik an verbaler Selbstgerechtigkeit und praktischer Ineffizienz der ‚Protestler‘ („Die elfte Häutung“, 1975) als Korrektiv einfließt, zu völliger politischer Resignation („Pappendeckelgedichte“, 1979). Für die Großform des Romans hat diese Positionsänderung formale Konsequenzen. Wo vorgegebene Ordnungsprinzipien ihren Stellenwert verlieren, drängt sich das aufgenommene, nun auch reifere und reichhaltigere Erfahrungsmaterial in den Vordergrund. Zoderer sagte 1984: „Mein Stil ist die Ehrlichkeit.“ Ehrlichkeit, heißt das, ist im literarischen Medium die Form: ...