Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Andrea-Dana Langenfeld
Stand: 01.02.2015
„Itʼs capitalism, stupid!“ Was der Leser bereits zu wissen glaubte, lässt Jörg Albrecht in seinem Werk erfahrbar werden. Diese Erkenntnis bemisst Anfang- und Endpunkt seiner Literatur, die den Fokus auf die Entschlüsselung postindustrieller Narrationsformen legt: Wie wird Geschichte erzählt? Welche Gesellschaftsgruppen bestimmen den Diskurs in welcher Form? Wie manifestieren sich Machtverhältnisse innerhalb einer Gesellschaft? Unter der Annahme, dass „die lineare Erzählung bereits zur Perfektion gelangt ist“, verlangt Jörg Albrecht nach einer Erzählweise, „die der Komplexität postmoderner Wirklichkeit gerecht wird“. Die Frage nach den Auswirkungen der voranschreitenden Digitalisierung auf die Lebenswelt steht im Zentrum seines Werkes.
In seinem Debüt „Drei Herzen“ (2006) verknüpft Albrecht die Lebensgeschichten dreier Generationen als Familienroman: Beschrieben wird die Geschichte der Großeltern, die den Edelweißpiraten, einer Widerstandsjugendbewegung der 1930er Jahre, angehörten. Die Eltern, als Teil der 68er-Generation, demonstrierten für eine Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit. Deren Kinder wiederum unternehmen den Versuch, mithilfe alter und neuer Medien die familiäre und die eigene Identität zusammenzusetzen, um diese neu zu schreiben. „In der jüngsten deutschen Literatur ist dieses Aufarbeitungsverfahren der Enkel inzwischen zu einem Topos geworden. Jörg Albrecht geht es jedoch nicht ...