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Nation: | Deutschland |
von Michael Buselmeier, Martin Zingg und Thomas Schaefer
Stand: 15.02.2015
Spätestens im Herbst 1975, mit dem Erscheinen der programmatischen Aufsätze von Jürgen Theobaldy (im „Literaturmagazin 4“) und Hugo Dittberner (in der „Frankfurter Rundschau“), war die auf Alltagserfahrung basierende Lyrik der so genannten Neuen Sensibilität in der literarischen Öffentlichkeit der Bundesrepublik durchgesetzt. In vielen Besprechungen wurde die neu gewonnene sinnliche Qualität linker Poesie gefeiert. Aber es gab auch Einwände. So monierte Peter Rühmkorf das Fehlen existenzieller „Unerbittlichkeit“; Hans Magnus Enzensberger sprach vom „Wegwerf-Bewußtsein“ dieser „Kleinmeister der allerneuesten deutschen Lyrik, die ihre bösgemeinten Idyllen zwischen Kneipe und Fußballplatz, Supermarkt und Badestrand ansiedeln“; und Jörg Drews polemisierte 1977 mit Schlagworten, die rasch überall zu lesen waren: „Standard-Interieur“, „Ding-Mystik“, „schicke halblinke Melancholie“, „additive Beliebigkeit“.
Zum Repräsentanten der so gepriesenen wie verachteten ‚Alltagslyrik‘ wurde Jürgen Theobaldy, der nicht nur durch seine Gedichtbände, sondern auch als Herausgeber der Zeitschrift „Benzin“ (1971 bis 1973), theoretisch-kritischer Autor („Veränderung der Lyrik“, zusammen mit Gustav Zürcher, 1976), erfolgreicher Anthologist („Und ich bewege mich doch“, 1977) und Übersetzer des englischen Lyrikers Jim Burns Lob und Tadel stellvertretend für eine ganze lyrische Bewegung auf sich gezogen hat. Während z.B. Yaak ...