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Nation: | Deutschland |
von Hans Wolfschütz
Stand: 01.06.2006
Nach dem Erscheinen von „Klassenliebe“ (1973) gab es im deutschen Literaturbetrieb einen ‚Fall Karin Struck‘. Schon die Rezeption dieses ersten und überaus erfolgreichen Buches der Autorin machte deutlich, wie sehr die etablierte Kategorisierung in Kitsch und Kunst, in ‚progressiv‘ und ‚reaktionär‘ durcheinandergeraten war. In der kritischen Beurteilung der nachfolgenden „Mutter“ (1975) traten die Widersprüche noch schärfer zu Tage: Die Autorin, die Sensibilität zu ihrem Programm machte, wurde von dem ‚deutschen Sensibilissimus‘ Peter Handke („Der Spiegel“) wütend verrissen, während ihr der engagierte Realist Heinrich Böll Beifall zollte; die Schriftstellerin, deren Suche auch einem neuen weiblichen Selbstverständnis gilt, wurde von der Frauenbewegung überhaupt nicht oder nur ablehnend zur Kenntnis genommen; der in der DKP engagierten und sich auch nach ihrem Austritt als ‚links‘ verstehenden Autorin wurde von einer Heimatvertriebenenorganisation der ehemalige ‚Ostdeutsche Literaturpreis‘ („Andreas-Gryphius-Preis“) verliehen. Einmütigkeit unter den Kritikern kehrte allerdings mit der fast durchgehenden Ablehnung ihres Romans „Lieben“ (1977) ein.
Was die Literaturkritik so verwirrte, was aber auch den unbestreitbaren Verkaufserfolg der Romane Karin Strucks erklärt, ist die enge Verbindung von Person und Werk. Sie schrieb in jedem ...