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Nation: | Deutschland |
von Manfred Jäger
Stand: 01.01.2006
Karl Mickels erster Gedichtband „Lobverse und Beschimpfungen“ (1963) hat noch vorwiegend agitatorischen Charakter. Der Autor folgt im Wesentlichen jener vorgegebenen Vorstellung von Parteilichkeit, wie sie damals in der DDR vorherrschte: Die wertende Zweiteilung je nach dem Gesellschaftssystem ordnet die Lobverse der DDR und dem Weltfriedenslager der sozialistischen Staaten zu, die Beschimpfungen hingegen gelten der imperialistischen Gegenseite, vor allem der Bundesrepublik. Als Mickel später seine bis 1974 geschriebenen Gedichte für eine Veröffentlichung neu ordnete und entschied, was er gelten lassen wollte, blieb aus jener ersten Sammlung nur ein gutes Dutzend übrig. Der Autor hat also fast zwei Drittel der ursprünglichen Texte verworfen. Das aus Büchners „Lenz“-Fragment entlehnte Motto des Bandes „Ja, aber belieben Sie, mich nicht darnach zu beurteilen“ bekam so später eine ursprünglich nicht gemeinte Bedeutung. Zunächst hatte er damit wohl vor allem betonen wollen, dass Lyrisches im Sinne des persönlichen, gar privaten Bekenntnisses nicht geboten werden sollte. Von Anfang an hielt Mickel Distanz zum eigenen Ich, ließ lieber anderen Figuren den rhetorischen Vortritt („Ansprache des Arbeiters D. an einen neuen alten Kollegen“, „Vortrag des Zahnarztes S.aus D.“) ...